Trotz «America First»: Amis strömen in Scharen in die Schweiz
Die Schwäche des US-Dollars? Die «America First»-Politik von Donald Trump? Halten US-Touristen nicht von einer Schweiz-Reise ab – im Gegenteil.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Übernachtungen von US-Gästen stiegen seit 2019 um über 40 Prozent.
- 2025 liegt das Plus in den ersten Monaten bereits wieder bei zehn Prozent.
- US-Touristen geben in der Schweiz täglich rund 260 Franken pro Person aus.
Der US-Dollar schwächelt und hat gegenüber dem Schweizer Franken in den letzten Monaten deutlich an Wert verloren.
Donald Trump propagiert «America First» – was auch bedeutet, dass US-Amerikaner doch im eigenen Land Ferien machen sollen.
Ein beeindruckendes Wachstum
Und trotzdem steigen die Zahlen der Touristen aus den USA in der Schweiz stetig an. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 zählte Schweiz Tourismus 2'474'360 Übernachtungen von Amerikanern in der Schweiz.

Im Jahr 2024 stieg die Zahl auf 3'486'894 Übernachtungen – ein beeindruckendes Wachstum von 40,9 Prozent in nur vier Jahren.
Und in den ersten fünf Monaten im Jahr 2025 legten die Zahlen bereits wieder um zehn Prozent zu. Keine Frage: Schweiz-Ferien sind in den USA zu einem regelrechten Boom geworden.
In der Schweiz sind die Gäste aus den USA gern gesehen: Sie geben gemäss Schweiz Tourismus hierzulande jeden Tag 260 Franken aus. Zum Vergleich: Urlauber aus Deutschland kommen im Schnitt mit 150 Franken aus.
Weshalb fahren die Amis so sehr auf Schweiz-Ferien ab? Tim Reinicke von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich kennt die Gründe.
Der gute Ruf der Schweiz in den USA
Er erklärt gegenüber Nau.ch: «Die Schweiz geniesst in den USA einen guten Ruf. Grosse Marketingkampagnen von Schweiz Tourismus haben das zusätzlich gestärkt.»
Der grösste Faktor sei jedoch eine gestiegene Konsumbereitschaft für Reisen ausserhalb der USA. «Wir sehen generell, auch global, dass sich die Konsumpräferenzen seit der Pandemie verschoben haben.»
Durch die Schwäche des US-Dollars sind Schweiz-Ferien für Amerikaner noch teurer geworden. Ist der Trend daher bald vorbei?
Nicht unbedingt, glaubt Reinicke: «Generell dürfen wir nicht vergessen, dass US-Amerikaner oft nur wenige bezahlte Urlaubstage haben. Sie sind daher auch deutlich eher bereit, mehr zu bezahlen.»
Das Wachstum dürfte sich abschwächen, die hohen Zahlen bleiben
Der Wechselkurs spiele vor allem bei Fernreisenden eine untergeordnete Rolle. Sollte ein Abschwung des Schweiz-Booms eintreten, dann eher, weil «in einigen Jahren ein anderes Reiseland bevorzugt wird.»
Vorerst geht Reinicke von einer stabilen Entwicklung auf hohem Niveau aus.
Auch das New Yorker Büro von Schweiz Tourismus glaubt nicht an einen Einbruch der Zahlen. Zwar deuteten erste Anzeichen darauf hin, dass sich die Dollarschwäche negativ auf Geschäftsreisen auswirken wird.
Aber: «Wir sehen keine unmittelbaren Reaktionen seitens US-amerikanischer Gäste in Zusammenhang mit dem Dollar-Kurs.»
Weshalb «America First» kaum eine Rolle spielt
Bleibt die Frage: Was ist mit «America First»? Weshalb leisten die Amerikaner der Aufforderung ihres Präsidenten nicht Folge und bleiben in den Ferien im eigenen Land?
«Diese Personen sind wohlhabend. Ich bezweifle, dass bei diesen Gesellschaftsschichten politische Ansichten über das Zielland in Europa entscheiden», erklärt Reinicke. Denn trotz des Schweiz-Booms reist natürlich nur ein geringer Anteil US-Amerikaner in die Schweiz.
Dollar-Schwäche hin, «America First» her: Die Schweiz bleibt ein Sehnsuchtsort vieler US-Amerikaner und ist in den USA momentan so richtig im Trend.
Das sind gute Nachrichten für Hoteliers, Bergbahnen und alle, die im Schweizer Tourismus tätig sind.