Gefährliche Tigermücke erobert die Schweiz
Die Asiatische Tigermücke wird wohl bald in der ganzen Schweiz anzutreffen sein. Besorgniserregend, denn sie überträgt Tropenkrankheiten.

Das Wichtigste in Kürze
- Die invasive Asiatische Tigermücke breitet sich derzeit in der Schweiz aus.
- Sie ist besonders gefährlich, weil sie Tropenkrankheiten übertragen kann.
- Eine Ausbreitung ist wohl nicht mehr zu stoppen – sie muss aber stabil gehalten werden.
Im Tessin, in Basel und in Genf ist sie schon längst etabliert. Aber auch in der restlichen Schweiz verbreitet sich die Asiatische Tigermücke immer mehr.
Das Tier gehört, wie der Name bereits vermuten lässt, eigentlich nicht hierhin. Problematisch ist aber insbesondere, dass es ein Überträger von Tropenkrankheiten sein kann.
Die Gefahr ist so gross, dass die WHO am Montag vor einer globalen Chikungunya-Epidemie gewarnt hat. Das Virus wurde bereits in unseren Nachbarländern nachgewiesen und ist eine der durch die Asiatische Tigermücke verbreiteten Krankheiten.
Klar ist: Die Ausbreitung der Mücke wird wohl kaum zu stoppen sein. Vielmehr wird es darum gehen, ihre Population stabil und unter Kontrolle zu halten.
«Man bekommt sie nicht wieder los»
Besonders gross ist das Tigermücken-Problem in der Schweiz im Tessin. Allerdings gibt es auch nördlich der Alpen bereits stabile Populationen. Betroffen seien etwa Basel, aber auch Gemeinden in Zürich und Bern, wie die Biologin Eleonora Flacio gegenüber der «NZZ» berichtet.
Flacio leitet eine Forschungsgruppe im Tessin, welche sich mit der Bekämpfung der invasiven Art auseinandersetzt.
Die Ausbreitung der Tigermücke auf diese Gebiete einzuschränken wird wohl kaum mehr möglich sein: «Es ist damit zu rechnen, dass sich die Tigermücke in den nächsten Jahren noch weiter ausbreitet», so Flacio.
Und ein Schritt zurück sei dann nicht mehr möglich: «Hat sich die Mücke einmal etabliert, bekommt man sie nicht wieder los.»
Gemeinden helfen, Tigermücken-Bestand zu dokumentieren
Angesichts der Gefahr, die von Tigermücken ausgeht, muss jedoch trotzdem gehandelt werden. Denn: Die Tigermücke kann Menschen mit Tropenkrankheiten infizieren, wenn sie zuvor eine Person mit dem Virus gestochen hat.
Das Ziel sei daher, die Mücke «unter Kontrolle zu halten», so Flacio.
Im Tessin ist dafür ein ausgeklügeltes System etabliert: «Wir arbeiten eng mit den Gemeinden zusammen.» Mit Mückenfallen werde etabliert, wo wie viele Tigermücken zuhause sind.
Schädliche Körner und sterilisierte Männchen
«Wo es viele Mücken hat, bringen Arbeiter Körner mit BTI aus. Das ist ein biologisches Mittel, das nur Stechmückenlarven schadet, aber ungefährlich für Mensch und Umwelt ist», so Flacio.
Auch das Ausbreiten der Tropenkrankheiten wird bekämpft: Werde eine Person mit einer Tropenkrankheit diagnostiziert, so würden – wenn nötig – alle Brutplätze in dessen Wohnortnähe behandelt.

Zusätzlich testet die Biologin mit ihrem Team die Wirksamkeit der Aussetzung sterilisierter Männchen. Paaren sich die Tigermücken-Weibchen mit ihnen, legen sie nur unbefruchtete Eier.
Diese Methode sei zwar derzeit noch nicht kosteneffektiv, könnte jedoch zukünftig günstiger werden.
Das kannst du tun
Aber auch die Bevölkerung müsse mithelfen. «Jeder kann etwas tun, um die Zahl der Brutplätze zu minimieren. Die Menschen sollten nicht erwarten, dass die Behörden alles für sie erledigen, sondern selber aktiv werden», sagt Flacio.
Es sollen mögliche Brutstätten vermieden werden. Heisst: «Kleine Wasseransammlungen im Dunkeln» – insbesondere Wasser, das älter als eine Woche ist.

Ausserdem sollen Sichtungen der Tigermücke gemeldet werden. Sie ist schwarz, mit weissen Streifen an Beinen und Körper. Besonders markant ist ein weisser Streifen über den Rücken.
Vermieden werden sollten hingegen Sprühgeräte mit Insektengift. «Diese Geräte töten auch nützliche Insekten, sind gesundheitsschädlich für Menschen und können bei Tigermücken Resistenzen fördern. Das erschwert unsere Arbeit.»