Hat Zürich die E-Mobilität verschlafen?
Beim Ausbau der E-Mobilität hinkt Zürich hinterher. Ein neuer Aktionsplan sorgt nun für Kritik.

Das Wichtigste in Kürze
- Zürich hat einen Aktionsplan mit 13 Punkten zum Ausbau der E-Mobilität vorgestellt.
- Doch die Massnahmen stossen teils auf Kritik.
Zürich will bei der Elektromobilität endlich aufholen. Am Mittwoch präsentierte der Stadtrat dazu einen neuen Aktionsplan mit 13 Massnahmen.
Bis 2040 soll die Stadt klimaneutral sein. So sollen private Autofahrten um 30 Prozent reduziert, der Rest auf klimaschonende Elektrofahrten verschoben werden.
Auch der Bau neuer Ladestationen steht auf dem Programm. Im Herbst startet hierzu ein Pilotprojekt in den Quartieren Binz und Alt-Wiedikon. Die Stadt will dort den Bedarf an öffentlich zugänglichen Ladepunkten prüfen.
Gleichzeitig sollen die städtischen Fahrzeuge auf Elektro umgestellt werden.
Fachleute schütteln den Kopf
Doch das Echo in der Fachwelt fällt nüchtern aus, wie der «Tagesanzeiger» berichtet.
Jürg Grossen, Präsident des Elektromobilitätsverbands Swiss E-Mobility, ist verwundert, dass die grösste Stadt der Schweiz erst 2025 ein Pilotprojekt ankündigt. Pilotprojekte seien anderswo längst Geschichte.

Mobilitätsforscher Thomas Sauter-Servaes (von der ZHAW) fordert deutlich mehr Tempo: «Wir brauchen jeden Effort im Bereich Elektromobilität und Impulse aus der Politik, um die Klimaziele im Mobilitätssektor zu erreichen.»
TCS-Zürich-Geschäftsführer Andreas Häuptli spricht von einer «Pflichtübung», die kaum überzeugend wirke.
Politischer Gegenwind aus allen Lagern
Auch die Zürcher Parteien sind laut dem «Tagesanzeiger» vom neuen E-Mobilitäts-Plan wenig überzeugt.
Die GLP hält ihn für «viel zu spät und viel zu zaghaft». Sie fordert einen schnellen, flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Die FDP sieht den Stadtrat ganz klar im Rückstand. Präsident Përparim Avdili findet, der Stadtrat habe das «leider komplett verschlafen».

Die SVP ist komplett gegen die Förderung einer bestimmten Mobilitätsform durch die Stadt. SVP-Co-Präsident Ueli Bamert moniert, es fehle an Anreizen für Private zum Bau von Ladestationen.
Öffentlicher Raum als Streitpunkt
Auch von den Grünen gibt es Vorbehalte. Markus Knauss plädiert dafür, Ladestationen nicht im öffentlichen Raum zu errichten.
Die SP-Gemeinderätin Anna Graff sieht den öffentlichen Raum ebenfalls kritisch. Sie befürwortet Ladestrukturen in Parkhäusern.
Die AL lehnt Ladesäulen unter Verweis auf die fragwürdige Förderung von Lithium für E-Autobatterien ganz ab. Die Partei werde sich klar gegen öffentliche Ladestationen in Zürich stellen.
Simone Brander (SP), Tiefbauvorsteherin, hält am Kurs fest. «Zürich verfolgt keinen Aktionismus, sondern eine konsequente Strategie», sagt sie im «Tagesanzeiger».