Gericht: Wirbel um angeblich tote Zürcher Milieufigur
Ein in der Vergangenheit wegen Drogenhandels verurteilter Mann erscheint nicht zu seinem Gerichtstermin. Wurde er entführt oder gar bereits getötet?

Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich verpasst ein Mann seinen Gerichtstermin – er sei vermisst.
- Sein Anwalt fordert deshalb eine Sistierung des Falls. Der Richter lehnt das Gesuch ab.
- Der Jurist zeigt sich empört und bezeichnet das Verfahren als «Ungeheuerlichkeit».
Ein Mann namens D. K., der seit Monaten als vermisst gilt, sollte am Montag vor dem Bezirksgericht Zürich erscheinen.
Doch nur sein Anwalt Daniel Walder sowie Roland Gisler, Besitzer des «Neugasshof» im Drogenmilieu von Zürich, erschienen vor Gericht. Darüber berichtet die «NZZ».
D. K., bis zu seinem Verschwinden Geschäftsführer des Lokals und wegen Drogendelikten bereits verurteilt, wurde zuletzt Ende Juli gesehen. Es gibt Spekulationen über seine Entführung oder sogar seinen Tod – Beweise dafür fehlen bisher.
Verschwinden sorgt für Fragen
Gegenüber dem «Blick» erzählte Gisler im Sommer, dass K. vor seinem Verschwinden bei einem Freund ins Auto gestiegen sei. Ein später folgender Videoanruf mit einer Freundin sei die letzte Spur von ihm gewesen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Trotz seiner Abwesenheit lud das Bezirksgericht Zürich D.K. zur Verhandlung vor. Es ging um einen Strafbefehl unter anderem wegen Nichteinhaltung von Corona-Massnahmen im «Neugasshof» – gegen diesen hatte er Einsprache erhoben.
Bereits im Oktober gab es einen entsprechenden Gerichtstermin, den der Beschuldigte nicht wahrnahm.
Jurist beantragt Sistierung – ohne Erfolg
Anwalt Daniel Walder forderte eine Sistierung des Falls, doch der zuständige Richter Olav Hug lehnte den Antrag ab. In einem anderen Verfahren vor dem Obergericht war der Jurist mit seinem Antrag noch erfolgreich gewesen.
Richter Hug äusserte gemäss «NZZ» Zweifel an den Behauptungen über das Verschwinden von D.K., da er keine konkreten Informationen darüber erhalten habe. Es handele sich lediglich um Behauptungen und es könne auch sein, dass der Angeklagte untergetaucht sei.
Walder reagierte empört auf den Entscheid des Vorsitzenden. Sein Mandat sei mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht mehr am Leben: «Sie riskieren, einen Toten zu verurteilen. Das ist eine Ungeheuerlichkeit», sagte er laut der Zeitung und stellte ein Ausstandsbegehren gegen den Richter.