Lionel Girardin wurde wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung zu einer bedingten Haftstrafe und einer Geldstrafe mit Bewährungsfrist verurteilt.
Der ehemalige Stadtpräsident von Vevey, Lionel Girardin, bei der Prozesseröffnung vergangene Woche.
Der ehemalige Stadtpräsident von Vevey, Lionel Girardin, bei der Prozesseröffnung vergangene Woche. - sda - Keystone/LAURENT GILLIERON
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Das Wichtigste in Kürze

  • Girardin hat Aufträge ohne Ausschreibung an seine eigene Firma vergeben.
  • Er wurde nun zu einer bedingten Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe verurteilt.
  • Der Tagessatz wurde jedoch von 100 auf 30 Franken angepasst.

Das Waadtländer Kantonsgericht hat das Urteil gegen den Ex-Stadtpräsidenten von Vevey VD, Lionel Girardin (SP), wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung bestätigt. Er wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zwölf Monaten und einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen mit einer Bewährungsfrist von zwei Jahren verurteilt.

Das Gericht senkte am Donnerstag jedoch den von der Vorinstanz auf 100 Franken angesetzten Tagessatz auf 30 Franken.

Es begründete dies mit den verschlechterten finanziellen Verhältnissen des ehemaligen Politikers, der bei der Urteilsverkündung nicht anwesend war. Girardin wurde vorgeworfen, öffentliche Gelder für den Betrieb der im sozialen Wohnungsbau tätigen Apollo-Stiftung falsch verwaltet zu haben.

Aufträge an eigene Firma vergeben

Insbesondere habe der heute 47-Jährige Aufträge ohne Ausschreibung und ohne dass der Stiftungsrat klar informiert worden sei, an seine eigene Firma Operation Project vergeben. Der finanzielle Schaden für die gemeinnützige Apollo-Stiftung, die vom Kanton und mehreren Waadtländer Städten subventioniert wird, wurde auf 90'000 Franken geschätzt.

Die Affäre Girardin stürzte die Stadt Vevey in eine tiefe politische Krise. Von fünf ursprünglich gewählten Mitgliedern der Stadtregierung waren zwischenzeitlich nur noch zwei im Amt.

Vevey
Den Stadträten Jérôme Christen (l.) und Michel Agnant (r.) wird vorgeworfen, der Geschäftsprüfungskommission interne vertrauliche Dokumente zugespielt zu haben. (Archivbild) - sda

Die Stadträte Jérôme Christen (Vevey Libre) und Michel Agnant (Unabhängig) gaben vertrauliche interne Dokumente weiter. Sie wurden deswegen im November 2019 vom Polizeigericht Vevey wegen Amtsgeheimnisverletzung schuldig gesprochen.

Zuvor waren sie auf Antrag der Gemeinde vom Staatsrat von ihrer Funktion suspendiert worden. Das Waadtländer Kantonsgericht hob die Suspendierung zehn Monate später jedoch wieder auf.

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