In der Schweiz weisen die Anzahl Schulstunden je nach Kanton markante Unterschiede auf. Dies hat auch Auswirkungen auf die schulische Leistung der Schüler.
Eine Uhr, die während einer doppelten Wissenschafts- und Lesestunde einer Grundschulklasse im Kanton Aargau abgebildet wurde.
Eine Uhr, die während einer doppelten Wissenschafts- und Lesestunde einer Grundschulklasse im Kanton Aargau abgebildet wurde. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gewisse Kantone in der Schweiz zählen deutlich mehr Schulstunden auf als andere.
  • Diese zusätzlichen Lektionen tragen aber nicht zwingend zum schulischen Erfolg bei.

Die schulischen Unterschiede innerhalb der Schweiz sind enorm. Gerade wenn es um die ungleichen Unterrichtszeiten zwischen den Kantonen geht. Im Kanton Genf beispielsweise drücken Schüler bis zum Ende der Primarschule über 1000 Stunden länger die Schulbank als gleichaltrige Kinder im Kanton Luzern. Auch St. Galler, Tessiner und Glarner verbringen deutlich mehr Zeit im Klassenzimmer als Kinder aus Zug, Bern und dem Aargau. Dies zeigt der kürzlich veröffentlichte Bildungsbericht 2018.

Damit entscheidet der Wohnort eines Kindes auch über dessen schulischen Erfolg. Denn gerade für Fächer wie Mathematik seien zusätzliche Lektionen von Bedeutung, betont Urs Moser, Bildungsforscher an der Universität Zürich. Grund: Nur selten könnten Kinder ihre Defizite in solchen Kerngebieten ausserhalb der Schule nachholen.

Nicht nur Quantität zählt

Wie konnte es aber überhaupt zu solch kantonalen Differenzen kommen? Dafür gibt es grundsätzlich zwei Ursachen: Einerseits zählt eine Schullektion je nach Kanton mal 45 und mal 50 Minuten. Zweites dauert ein Schuljahr nicht überall gleich lang. Während Primarschüler in St. Gallen, Baselland und Thurgau 39 Wochen im Jahr zur Schule gehen, sind es in Basel-Stadt und Appenzell Ausserrhoden 40 Wochen.

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Ein Schulheft abgelichtet während einer Hausaufgaben-Nachhilfe-Stunde. - Keystone

Nebst der Quantität zählt allerdings auch die Qualität. Zwar steigt die Leistung der Kinder mit jeder weiteren Lektion – jedoch nicht proportional. Dafür müssten gemäss einer Studie der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung auch die Lernziele nach oben korrigiert werden. Ausserdem hätten schwache Schüler durch zusätzlichen Unterricht mehr Mühe ihr Defizit aufzuholen.

Verbesserungspotenzial für die Schweiz

Ähnliche Beobachtungen machte auch Andreas Schleicher, Erfinder der Pisa-Studie: «In den Vereinten Arabischen Emiraten sitzen die Kinder mehr als 60 Stunden pro Woche im Unterricht oder beim Nachhilfelehrer und das Ergebnis ist miserabel.» Wie er der «Aargauer Zeitung» erklärt, würde Finnland hingegen mit der Hälfte der Lektionen viel bessere Resultate erzielen.

Seinen Einschätzungen zufolge sei der Unterricht in der Schweiz qualitativ gut. Was die Anzahl Stunden betrifft, bewegt sich die Schweiz allerdings im Mittelfeld. Schleicher sieht deshalb noch viel Luft nach oben: «Die Schweiz sollte sich in allen Belangen an der internationalen Spitze orientieren».

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