Fast jeden Tag donnern in Brienz GR Felsbrocken ins Tal. Doch der grosse Felssturz lässt auf sich warten. Für die evakuierten Dorfbewohner eine Belastung.
Erneuter Felssturz in Brienz GR am vergangenen Sonntagabend. - Blick TV/Gemeinde Albula/Alvra

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Einwohner von Brienz GR mussten ihr Dorf am 12. Mai auf unbestimmte Zeit verlassen.
  • Das bange Warten ist für alle eine Belastung.
  • Nun gibt es einen kleinen Lichtblick. Morgen dürfen die Bewohner kurz in ihr Dorf zurück.
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Dreieinhalb Wochen ist es her, dass die Einwohner des Bündner Bergdorfs Brienz ihre Häuser verlassen mussten. Seither vergeht kaum ein Tag, an dem dort keine Felsbrocken ins Tal donnern.

Die Felsinsel bewegt sich zurzeit «sehr schnell und beschleunigt weiter», wie die Gemeinde Albula/Alvra gestern mitteilte. Damit wurde die Hoffnung der Dorfbevölkerung einmal mehr zunichtegemacht, kurz für einige Stunden in ihr Zuhause zurückkehren zu können.

Doch heute früh nun der Lichtblick: Morgen Mittwoch dürfen die Brienzer – sofern es die Lagebeurteilung am Morgen zulässt – für 90 Minuten in ihre Häuser zurück. «Der Besuch dient ihnen unter anderem dazu, wichtige Dinge aus den Häusern zu holen, die sie für ihren Alltag benötigen», teilt die Gemeinde heute mit.

Das Dorf ist weiträumig abgesperrt.
Die Wiesen rund um Brienz GR sind mit Trassierbändern abgesperrt.
Der bröckelnde Fels und das Dorf Brienz GR am 26. Mai 2023.
Auf der Kamera festgehalten: Ein Mann spaziert mit zwei Kindern durchs Sperrgebiet in Brienz GR.

Ein grosser und wichtiger Moment für die Dorfbewohner. Denn für sie ist die aktuelle Situation alles andere als einfach, wie Christian Gartmann, Mitglied des Gemeindeführungsstabs, am Montagabend gegenüber Nau.ch erklärt. «Die Ungewissheit, wie lange sie nicht in ihre Häuser zurückdürfen und was die Insel am Ende mit ihrem Dorf machen wird, belastet sie schwer».

Bereits heute gibt es für die Bauern, die südlich der Kurve «Stiert grond» Wiesen bewirtschaften, Grund zur Freude. Sie erhalten Zutritt zu den Wiesen, um dort das Gras zu mähen und dieses zu Futter zu verarbeiten.

«Wer die Zone betritt, tut das wissentlich»

Die Gefahr, dass einige Felsen bei einem grossen Ereignis bis ins Dorf vordringen werden, ist real. Doch trotz des grossen Risikos passierte es in den vergangenen Tagen mehrmals, dass die Gebietssperre umgangen wurde. Erst von Velofahrern, am Freitag dann sogar von einem Vater mit zwei Kindern.

Folglich warnte die Gemeinde via Twitter nochmals davor, dass sich in Lebensgefahr begehe, wer die gesperrte Zone betrete. Zusätzlich zu den Absperrungen noch Sicherheitspersonal aufzubieten, ist für den Gemeindeführungsstab aber dennoch kein Thema, wie Gartmann ausführt.

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«Alle Wege und Strassen sind mit Zäunen, Gittern oder Betonelementen gesperrt und über die Wiesen laufen Zäune mit rot-weissen Bändern und Hinweisschildern. Niemand gerät also per Zufall in diese Zone oder in das Dorf. Wer diese Zone betritt, tut das wissentlich», so Gartmann.

Zusätzliches Personal würde da kaum helfen, glaubt er. Es könnte nur wiederholen, was auf den vielen Warnschildern bereits stehe: «Im gesperrten Gebiet besteht grosse Gefahr durch Fels- oder Bergsturz.»

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