Ein Zwang zur Impfung sei die falsche Diskussion, findet Epidemiologe Marcel Tanner. Auch der Fokus auf die Herkunft des Impfstoffes sei falsch.
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Für den Basler Epidemiologen Marcel Tanner (Bildmitte) ist einen Impfzwang beim Coronavirus ein Nebenschauplatz. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für Epidemiologe Marcel Tanner ist eine Diskussion über einen Impfzwang falsch.
  • Wichtig sei jetzt, dass möglichst schnell ein brauchbares Produkt da sei, so Tanner.
  • Bei der internationalen Zusammenarbeit müsse die Schweiz mehrgleisig fahren.

Epidemiologe und Mitglied der Covid-19-Taskforce des Bundes, Marcel Tanner, hat beim Coronavirus vor dem Abstützen auf die im Epidemiengesetz enthaltene Impfpflicht gewarnt. «Das ist die falsche Diskussion», sagte er den Tamedia-Zeitungen vom Samstag.

«Man sollte sich nicht auf die Impfpflicht abstützen», erklärte er.

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In Deutschland werden nur noch Personen über 60 Jahre mit dem Astrazeneca-Stoff geimpft. (Symbolbild) - Keystone

«Wir kriegen eine Herdenimmunität hin, wenn sich 80 Prozent der Menschen impfen lassen, auch ohne Streit auf einem Nebenschauplatz wie dem Impfzwang», sagte er.

Fokus auf Herkunft eines Impfstoffes sei falsch

Auch einem Fokus auf einem in der Schweiz hergestellten Coronavirus-Impfstoff erteilte der 68-jährige Basler Experte eine Absage. Er glaube, es sei falsch, sich auf die Herkunft eines Impfstoffes zu fokussieren. «Wichtig ist, dass schnell ein brauchbares Produkt da ist», betonte Tanner.

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Etliche Labors weltweit forschen derzeit an Impfstoffen gegen Covid-19. - dpa-infocom GmbH

Die Schweiz sollte bei der Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffes mitmachen, sagte er. «Je näher Sie dran sind, desto besser», mahnte er. «Wir müssen international zusammenarbeiten», hob Experte Tanner in diesem Zusammenhang hervor. Die Schweiz sollte dabei aber mehrgleisig fahren und sich nicht nur auf eine Aktivität konzentrieren, hiess es weiter.

Tanner zeigte sich gegenüber den Zeitungen allerdings wenig zuversichtlich, dass es rasch einen Coronavirus-Impfstoff geben werde. «Wenn alles sehr gut läuft - also keine Nebenwirkungen! -, dann können wir in einem Jahr einen Impfstoff haben», sagte er. Allerdings sei der Stoff dann noch nicht produziert und verteilt, merkte er einschränkend an.

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