«Ex getroffen. Mit Auto.» Mit diesen Worten wirbt die Versicherung Smile auf orangen Plakaten für ihren Service – das sorgt für heftige Kritik.
Smile
Mit diesem Plakat sorgt die Versicherung Smile für Ärger. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Versicherung Smile löst mit ihren Werbe-Plakaten einen Shitstorm aus.
  • Die Kritik: Die Werbung sei «nicht lustig, sondern gewaltverharmlosend».
  • Smile gibt zu, deswegen eine dreistellige Anzahl Beschwerden erhalten zu haben.
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Am Samstag, 8. April, überfährt in Bellach SO ein 19-Jähriger eine Teenagerin. Sie kommt dabei ums Leben. Der Verdacht: Der junge Schweizer soll absichtlich gehandelt haben – gegen ihn wird ein Verfahren wegen vorsätzlicher Tötung eingeleitet.

Nur wenig später lanciert die Schweizer Versicherung Smile ihre neue Werbekampagne. Auf orangen Plakaten prangen die Buchstaben «Ex getroffen. Mit Auto».

Die Plakate kommen gar nicht gut an – im Gegenteil: Smile wird von einem regelrechten Shitstorm überrollt. «Überhaupt nicht zum Lachen», findet das etwa die Organisation Campax, die sich gegen Gewalt, Diskriminierung und Verfolgung einsetzt.

Die Werbung «verharmlost Gewalt, die leider sehr real ist», schreibt sie auf ihrer Webseite. Gerade in Bezug auf den Vorfall in Bellach findet die Organisation die Plakate besonders stossend.

«Mehr Frauenverachtung geht kaum»

Und damit ist sie nicht allein. Auch Mirjam Gasser von der Zürcher Fachstelle für Gleichstellung übt bei Nau.ch Kritik: «Die Werbung suggeriert in ihrer Doppeldeutigkeit Gewalt als Lösung, was wir als sehr schwierig empfinden.»

Beim «Tages-Anzeiger» ärgert sich eine Leserin, die Werbung spiele auf Männer an, die ihre Frauen überfahren. «Solche Taten werden hier als Witz dargestellt.»

Smile
Ein X-User ärgert sich über die Werbekampagne der Versicherung Smile.
Bellach
Angesichts des Falls in Bellach SO, wo im April eine Frau wohl mit Absicht getötet wurde, löst die Smile-Werbung Kritik aus.
Smile
Die Smile-Versicherung setzt auf «humorvolle» und «überspitzte» Werbung.

Das Plakat wolle sagen, dass der Schaden am Auto, der dadurch entsteht, von der Versicherung bezahlt werde. «Mehr Frauenverachtung geht kaum.»

Darf man Witze machen über Gewalt?

Smile wird von Beschwerden überhäuft. Campax hat einen Aufruf gestartet, die Versicherung zu konfrontieren. «Dieser Kampagnen-Aufruf zog in den letzten zwei Wochen eine dreistellige Zahl an Mailnachrichten nach sich», sagt Sprecherin Fabienne Braunschweiler.

Darüber hinaus habe Smile auch eine Handvoll negative E-Mails erhalten, die wohl nicht wegen der Campax-Kampagne geschrieben wurden.

Plakatkampagne beendet

Für die Versicherung kommt der Shitstorm überraschend. Braunschweiler erklärt: «Smile toleriert keinerlei Form von Gewalt oder Diskriminierung. Die Tatsache, dass ein Sujet aus unserer aktuellen Kampagne in diesem Kontext missverstanden wird, bedauern wir sehr.»

Smile sei eine laute Versicherung «und der Meinung, dass ein Werbesujet auch mal zugespitzt und humorvoll sein darf». In vielen Fällen gelinge das gut – diesmal ist der Schuss aber offensichtlich nach hinten losgegangen. Wenn auch nur «punktuell», wie Smile überzeugt ist.

«Wir wollen aber auf keinen Fall, dass sich jemand angegriffen oder diskriminiert fühlt.» Die Plakatkampagne sei inzwischen «planungsgemäss» ausgelaufen. Und auch die Online-Version habe man gestoppt.

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