Mehr Geld für weniger Essen: Die Preiserhöhungen an den Mensen der ETH Zürich sorgen für Ärger. Mit einem Boykott soll die Schule zum Umdenken gebracht werden.
Mensa ETH Zürich
An der Mensa der ETH Zürich steigen die Preise an. Das verärgert sowohl Studenten als auch Mitarbeiter. - ETH Zürich / Alessandro Della Bella

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem Beginn des Frühjahrssemesters steigen die Preise für Mittagsmenüs an der ETH an.
  • Zudem gibt es an den ETH-Kantinen keine zweiten Portionen mehr.
  • Die Ankündigung sorgt für Empörung: Studenten wollen die höheren Preise nicht schlucken.
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Diese Ankündigung der ETH Zürich macht «hangry»: Seit Montag kostet das Vegi-Menü neu sieben Franken und damit 50 Rappen mehr. Beim Fleischmenü beträgt der Preisaufschlag für Studierende einen Franken – es kostet nun 8,50 Franken.

Als Grund für die gestiegenen Preise nennt die ETH Zürich gestiegene Kosten für Energie und Lebensmittel. Dazu komme, dass seit Corona viele Mitarbeiter vermehrt im Homeoffice arbeiten und sich deshalb nicht mehr in der Mensa verköstigen.

Da die Mitarbeiter deutlich mehr fürs Menü bezahlen als die Studenten, mache sich der Umsatzrückgang besonders bemerkbar. Die Studierenden könnten diesen Rückgang nicht kompensieren, weshalb eine Preisanpassung unumgänglich sei.

Widerstand gegen neues Preisregime

Viele der ETH-Studenten sind nicht gewillt, die höheren Preise zu akzeptieren. In einem Gruppenchat, der Nau.ch vorliegt, kündigen sie Widerstand an. «Wir sollten streiken», schreibt einer – und erhält dafür reihenweise Zuspruch.

Für zusätzlichen Frust sorgen die Portionsgrössen. Neu ist es nicht mehr möglich, sich Nachschlag zu holen.

Reicht Ihnen eine Portion zum Zmittag?

ETH-Student und Nau.ch-Leser Oliver M.* (21) findet das eine «Frechheit». Er sieht darin eine weitere «indirekte Preiserhöhung» und wettert: «Von einer Portion werde ich nicht satt!»

ETH Zürich reagiert auf Streik-Androhung

Auf Anfrage von Nau.ch nimmt die ETH Zürich Stellung zur Kritik. Man habe mit den negativen Rückmeldungen im Vorfeld der Anpassungen gerechnet. Für diese zeigt sie Verständnis.

«Preiserhöhungen sind nie angenehm», sagt Sprecherin Franziska Schmid. Die Erhöhungen für die Studierenden erachtet sie jedoch als «moderat».

Zur Nachschöpf-Kritik hält sie dagegen. Es sei nur der Prozess geändert worden. «Studierende und Mitarbeitende können auch heute gleich zu Beginn sagen, wenn sie von den Beilagen gerne eine grössere Portion hätten. Und diese bekommen sie dann ohne Aufpreis.»

ETH Zürich
In der Mensa der ETH Zürich bezahlen Studenten seit Montag mehr fürs Essen.
ETH Zürich
Nun kündigen sie Widerstand an.
ETH Milliardär
Studenten der ETH Zürich wollen die Mensa wegen der Preise boykottieren.
ETH Zürich
Die ETH Zürich reagiert gelassen auf die Kritik.
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Wie viele sich am Mensa-Streik beteiligen, bleibt noch unklar.

Angesprochen auf einen möglichen Mensa-Streik der Studenten sagt Schmid bloss: «Selbstverständlich haben ETH-Studierende das Recht, sich wegen der Preiserhöhungen Gehör zu verschaffen. Und natürlich steht es allen frei, wann sie wo essen wollen.»

Wie viele Studenten der ETH Zürich sich am Mensa-Boykott beteiligen werden, ist kurz nach Semesterbeginn noch unklar. Beim Studierendenverband VSETH weiss man von den Plänen noch nichts. Präsidentin Julia Bogdan sagt aber gegenüber Nau.ch: «Wir gehen davon aus, dass einige Studierende in Zukunft günstigere Angebote in Anspruch nehmen werden.»

Saftiger Preisanstieg bei ETH-Mitarbeitern sorgt für Stunk

Der Frust über das neue Preisregime trifft nicht nur die Studis, sondern auch die Mitarbeiter der renommierten Hochschule. Sie müssen seit Montag nämlich deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen. Bei den Angestellten beträgt der Anstieg im Durchschnitt nämlich satte 15,5 Prozent!

In einem Online-Forum der ETH beschweren sie sich in aller Klarheit. «Wieder einmal mehr sind die Mitarbeiter, die zwingend an die ETH Zürich kommen müssen, die Dummen», schreibt einer etwa. Sie kritisieren, dass der Preisanstieg nicht im Verhältnis zum gewährten Teuerungsausgleich von einem Prozent steht.

Trotz Verständnis an der Kritik will die staatliche Hochschule an den Preiserhöhungen festhalten. Angesichts der Sparmassnahmen des Bundes sei es «keine Option», dass die ETH Zürich das ganze Defizit übernehme, so die Sprecherin.

* Name der Redaktion bekannt

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