In Deutschland laden unter anderem Private die Miet-E-Scooter auf. Die Politik der Firmen steht deshalb in der Kritik. Teilweise auch in der Schweiz.
VCS ETH
Ein E-Trottinett-Fahrer düst durch Zürich. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die mietbaren E-Scooter werden oft über Nacht aufgeladen.
  • In Nachbarland Deutschland sorgen die Arbeitsbedingungen für Kritik.
  • In der Schweiz ist die Situation mehrheitlich anders.

Die E-Scooter haben sich in der Schweiz langsam aber sicher etabliert. Zwar hat sich US-Anbieter «Bird» vorübergehend wegen mangelnder Sicherheit aus dem Schweizer Markt zurückgezogen, aber die E-Scooter werden voraussichtlich das Bild der Schweiz weiter prägen.

Mit «Lime», «Tier», «Circ» und «Voi» sind weiterhin globale Akteure in der Schweiz vertreten. Expansionen in weitere Städte sind bereits geplant. Doch während hierzulande die E-Trottis wegen des Versperrens der Trottoirs in der Kritik stehen, sind die Vorwürfe im Nachbarland Deutschland weit heftiger.

Die Arbeitsbedingungen werden stark angezweifelt. So ist der deutschen Gewerkschaft Verdi besonders das Aufladen der Scooter ein Dorn im Auge. Dieses wurde nämlich an Selbstständige ausgelagert. Auch dass die E-Scooter bei Privaten im Wohnzimmer geladen werden, sorgt für Skepsis.

In der Schweiz weniger problematisch

In der Schweiz setzt ebenfalls «Lime» auf diese Strategie. Man habe ein eigenes Team für die Wartung, den Betrieb und die Verteilung der E-Trottis. Aber auch weitere «Logistikpartner», die «Lime» beim Sammeln, Aufladen und Verteilen unterstützen.

Dabei setzt der US-Anbieter auf Unternehmen, aber auch «selbstständig erwerbend Registrierte». Diese laden die E-Trottis also wortwörtlich im eigenen Wohnzimmer auf.

Bei den restlichen Anbietern zeichnet sich ein anderes Bild. Firma «Circ», welches anfangs Jahr als Flash in der Schweiz startete, arbeitet «in allen Städten abgesehen von Zürich mit eigenen Mitarbeitern». Diese übernehmen die Logistik, Wartung und Reparatur.

E-Scooter in Zürich
Die E-Trottis sind sehr beliebt. Doch die wenigsten Benutzer wissen, wie sie sich im Strassenverkehr mit einem E-Scooter zu verhalten haben. - Keystone

«Tier» arbeitet ausschliesslich mit «professionellen Logistikern zusammen. Es gebe eine Vielzahl an Gründe, etwa bessere Wartung. Aber: Man wolle nicht die «Gig-Economy» unterstützen.

Der Begriff bezeichnet den aufkommenden Trend auf dem Arbeitsmarkt, Aufträge kurzfristig an unabhängige Selbständige zu vergeben. Uber ist ein klassisches Beispiel für die «Gig-Economy».

Rechtlich eine Herausforderung

Doch der Anspruch für ein sozial gerechtes Unternehmen dürfte nicht der einzige Grund sein. Auch Anbieter «Voi» setzt in der Schweiz nicht auf Selbstständige. «Die Beschäftigung von Freelancern hat sich in der Schweiz als rechtlich nicht ganz einfach erwiesen», heisst es auf Anfrage.

Flash Trotti
Der E-Trotti-Verleih Flash hat sich in Circ umgetauft und spannt neuerdings mit der SBB zusammen. - Keystone

Dass die Mehrheit der Anbieter auf Selbstständige verzichtet, dürfte wohl an Uber liegen. Seit Anbeginn wurde die Firma von Kritik und Rechtsstreitigkeiten begleitet– immer wegen der Selbstständigkeit der Arbeitnehmenden.

Gewerkschaft besorgt

Bei der Gewerkschaft Unia beobachtet man die Lage. Man geht von rund 50'000 Personen in der Schweiz aus, die Teil der «Gig-Economy» sind.

Uber Unia
Gewerkschaften kritisieren Uber seit Marktstart. - Keystone

Dies führe zu einem stärkeren Druck auf die anderen Unternehmen, was zu einer Abwärtsspirale bei der Arbeitsbedingungen führe. Bei den «selbstständig erwerbend Registrierten» handle es sich zudem um «eine Scheinselbständigkeit».

Was die Arbeitsbedingungen der E-Trotti-Verleiher angeht, behaltet Unia die Situation im Auge.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GewerkschaftArbeitsmarktUberUniaAuge