Millionen von Menschen flüchten aus der Ukraine. Für manche wirft dies moralische Fragen auf. Darf man während des Ukraine-Kriegs überhaupt noch Party machen?
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Ist es legitim, während des Ukraine-Kriegs zu feiern? - Keystone / DPA / AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Millionen von Menschen leiden im Ukraine-Krieg.
  • Trotzdem sollen sich Menschen, die vom Krieg nicht direkt betroffen sind, Gutes tun.
  • Eine Ethikerin findet jedoch, dass Partystimmung während der Krise unangebracht sei.

Über eine Million Menschen sind wegen des Kriegs bereits aus der Ukraine geflüchtet. Täglich erreichen neue schreckliche Bilder und Nachrichten aus dem Kriegsgebiet die Welt.

Die Solidarität der Menschen in ganz Europa und in der Schweiz ist gross. Dennoch geht hier der Alltag weiter. Auch mit Freude und Positivem wie Ferien und Partys. Und das ist nicht etwa unmoralisch, sondern gut so, findet der Fachpsychologe Urs Braun.

Ukraine-Krieg Demo
Demo gegen den Ukraine-Krieg: Die Solidarität in der Schweiz ist gross. - Keystone

«Eine kollektive Depression hilft niemandem. Es geht darum, dass wir uns an den schönen Dingen, die wir haben, erfreuen, und dort unterstützen, wo wir können.»

Auch die auf Traumata spezialisierte Psychologin Paula Ritz sagt: «Es ist dringend nötig, sein Leben weiterzuführen und auch gute Zeiten zu haben.»

Ist es legitim, während des Ukraine-Kriegs zu feiern?

Ausserdem müsse zwischen Gefühlsansteckung und Empathie unterschieden werden. Braun erklärt: «Empathie heisst: sich in die Situation einer anderen Person einfühlen, Mitgefühl zeigen. Gefühlsansteckung heisst: sich fühlen, als steckte man in den Schuhen einer anderen Person, als würde man dasselbe Leid durchmachen. Das wäre absolut falsch.»

Ethikerin zum Ukraine-Krieg: «Partystimmung ist pietätlos»

Kritischer sieht dies die Ethikerin Ruth Baumann-Hölzle: «Wer kann in der aktuellen Situation mit Millionen von Flüchtlingen überhaupt noch Party feiern und unbeschwerte Tage verbringen?»

Party
Ist es okay, während des Ukraine-Kriegs zu feiern? (Symbolbild) - shutterstock

Zudem würden auch wir davon profitieren, dass sich die Ukrainer gegen die «politischen Machtgelüste eines Despoten» zur Wehr setzten.

Insofern seien wir indirekt an diesem Elend beteiligt. «Vor diesem Hintergrund ist Partystimmung einfach pietätlos den Kriegsopfern gegenüber», sagt Ruth Baumann-Hölzle.

Das heisse aber wiederum nicht, dass sich die Menschen im Westen gar nichts Gutes mehr gönnen sollen. Denn: «Um langfristig den Kriegsopfern helfen zu können, braucht es einen langen Atem. Und dieser braucht hin und wieder Atempausen.»

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