Der deutsche Unternehmer Carsten Maschmeyer (64) fordert vehement die Einführung von Vertrauensarbeitszeit. Die Meinungen in der Schweiz gehen auseinander.
Carsten Maschmeyer
Der deutsche Unternehmer Carsten Maschmeyer fordert: «Was wir wirklich brauchen? Vertrauensarbeitszeit!» - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der deutsche Carsten Maschmeyer will, dass die Firmen Vertrauensarbeitszeit einführen.
  • Hierzulande ist dies laut dem Arbeitgeberverband «in vielen Unternehmen bereits Realität».
  • «TravailSuisse» erachtet die Erfassung der Arbeitszeit weiterhin als zentral.

Nach bewölkten und teilweise regnerischen Tagen ist der Sommer in der Schweiz endlich zurück! Bis zu 30 Grad werden erwartet – und das gleich mehrere Tage am Stück. Schnell kommt bei vielen Arbeitnehmenden der Wunsch nach einem verfrühten Feierabend und einer ausgiebigen Abkühlung in einem Gewässer auf.

Kein Problem, wenn es nach dem deutschen Unternehmer Carsten Maschmeyer geht.

Er fordert in einem Linkedin-Post sämtliche Führungskräfte auf: «Was wir wirklich brauchen? Vertrauensarbeitszeit!» Heisst: Es wird auf die Erfassung der Arbeitszeit verzichtet.

«In der heutigen Arbeitswelt sollte der Fokus endlich auf der Arbeitsleistung liegen. Und nicht auf der reinen Arbeitszeit», appelliert der 64-Jährige weiter. «Wer um 15 Uhr seine Ergebnisse gebracht hat, muss nicht bis 18 Uhr im Büro die Zeit absitzen.»

Haben Sie an Ihrem Arbeitsplatz Vertrauensarbeitszeit?

Schweizer Arbeitgeber: «Nicht für jeden die beste Lösung...»

Wie sieht es in der Schweiz betreffend Vertrauensarbeitszeit aus? Nau.ch fragt nach. Der «Schweizerische Arbeitgeberverband» meint zum Maschmeyer-Appell: «Die Übernahme von Verantwortung für die eigene Arbeitszeit und Zielerreichung ist in vielen Unternehmen bereits Realität.»

Vertrauensarbeitszeit sei aber nicht «für jede und jeden die beste Lösung». Und habe grundsätzlich mit dem Wetter nichts zu tun. Vielmehr sei es ein Zeichen, dass sich «Arbeitgeber und Arbeitnehmer vertrauen».

Vertrauensarbeitszeit
In der Schweiz ist der Sommer endlich zurück! Bis zu 30 Grad werden erwartet – und das gleich mehrere Tage am Stück.
Vertrauensarbeitszeit
Da kommt bei vielen Arbeitnehmenden der Wunsch nach einer ausgiebigen Abkühlung in einem Gewässer auf.
Maschmeyer Vertrauensarbeitszeit
Dafür müsste man aber früher Feierabend machen können. Der deutsche Unternehmer Carsten Maschmeyer fordert deshalb: «Was wir wirklich brauchen? Vertrauensarbeitszeit!»
Vertrauensarbeitszeit
Er sagt: «Wer um 15 Uhr seine Ergebnisse gebracht hat, muss nicht bis 18 Uhr im Büro die Zeit absitzen.»
Vertrauensarbeitszeit
Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverband sind sich hinsichtlich Vertrauensarbeitszeit uneinig.

Die Arbeitnehmenden würden die Möglichkeit erhalten, über die eigene Arbeitszeit und die Arbeitserledigung zu bestimmen. Das bringe die Chance, die Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit zu optimieren.

Der Dachverband der Arbeitnehmenden sieht das anders.

Zeit nicht zu erfassen ist «Risiko für die Gesundheit!»

«Ein Verzicht auf die Erfassung der Arbeitszeit und eine reine Orientierung am Arbeitsergebnis ist unter Umständen mit bedeutenden Risiken für die Gesundheit der Arbeitnehmenden und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbunden», heisst es von Seiten «TravailSuisse».

Zudem könne nur ein «eingeschränktes Berufsfeld» über Vertrauensarbeitszeit nachdenken. In der Gastronomie, dem Gesundheitswesen oder dem Detailhandel beispielsweise sei ein solches Arbeitszeitmodell ja gar nicht möglich.

«TravailSuisse» geht laut Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) davon aus, dass 52 Prozent der Arbeitnehmenden einen fixen Beginn und ein fixes Ende des Arbeitstages vorgegeben haben.

Positiv sei Vertrauensarbeitszeit dann, wenn Arbeitnehmende dadurch zusätzliche Mitsprache- und Gestaltungsmöglichkeiten erhalten. Es brauche aber Leitplanken.

«Dazu gehören insbesondere, aber nicht nur, die Erfassung und Kontrolle der Arbeitszeit», so «TravailSuisse». «Es spricht auch bei einer Erfassung der Arbeitszeit nichts dagegen, bei schönem Wetter und wenig Arbeit um 15 Uhr in die Badi zu gehen.»

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