Die Begriffe «Blackout» und «Strommangellage» werden oft verwechselt oder synonym verwendet, bedeuten aber bei weitem nicht das gleiche. Eine Strommangellage kann aber einem Blackout vorausgehen.
Blackout London
Ein Blackout in London. (Symbolbild) - Twitter/@ENnewsfront
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Das Wichtigste in Kürze

  • Beide haben mit der Versorgungssicherheit zu tun.

Bei einem Blackout geht es jedoch um Störungen an der Infrastruktur, bei einer Strommangellage hingegen um die vorhandene Strommenge. Bei einem Blackout sei nämlich in der Regel genügend Strom vorhanden, um die Nachfrage zu decken, sagt Kaspar Haffner von Swissgrid, dem nationalen Netzbetreiber.

Die Versorgung ist wegen einer Verkettung unglücklicher Umstände aber unterbrochen. Die Energie kann etwa nicht mehr vom Kraftwerk zu den Konsumenten transportiert werden, weil es zu Schäden an einer Leitung oder technischen Störungen gekommen ist und das Netz überlastet ist. Ursache sind oft Naturereignisse.

Weil sich Strom nicht speichern lässt, muss immer so viel produziert werden wie auch verbraucht wird. Fällt das Stromnetz zu stark aus dem Takt, drohen Stromausfälle bis hin zum Blackout. Solche Unterbrüche bewältigt die Branche aber für gewöhnlich selbstständig.

Bei einer Strommangellage geht es hingegen nicht um Stromleitungen oder Transformatoren, sondern es ist nicht genügend Strom vorhanden, um die Nachfrage zu decken. Das heisst, die verschiedenen Kraftwerke in der Schweiz (fast ausschliesslich Wasser- und Atomkraft) produzieren nicht genug Strom und/oder es kann nicht genug Strom aus dem Ausland importiert werden.

Laut Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) befindet sich das Land in einer Mangellage, wenn das Angebot die Nachfrage nicht mehr decken kann, und auch der Markt respektive die Preise die Angebotsknappheit nicht mehr regeln können. Das heisst, die Wirtschaft kann die Situation nicht mehr selbst bewältigen. Es wäre eine Extremsituation mit gravierenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen.

Im Sommer kann die Schweiz ihren Strombedarf problemlos mit inländischer Produktion decken und sogar überschüssige Energie exportieren. Im Winter ist das Land allerdings auf Importe aus Deutschland und Frankreich angewiesen, wenn die Wasserkraftkapazität begrenzt ist - bei gleichzeitig höherem Stromkonsum in der kalten Jahreszeit.

Dass aber auch künftig im Winter immer ausreichend Strom über die Grenze kommt, ist nicht gesichert. Schon seit längerem - und nicht erst seit dem Ukrainekrieg - rechnen Experten mittelfristig mit möglichen Engpässen: Hierzulande nimmt die Produktion mit Atomkraft ab, in Deutschland wurde ebenfalls der Atomausstieg sowie der Kohleausstieg zugunsten von erneuerbaren Energien beschlossen. Das letzte AKW sollte in Deutschland ursprünglich bis Ende 2022 vom Netz gehen.

Dass die Situation jetzt auch kurzfristig dramatisch geworden ist und bereits für den kommenden Winter Engpässe bei der Stromversorgung nicht ausgeschlossen werden, liegt hauptsächlich an zwei Faktoren. Im Zuge des Ukrainekriegs haben sich die Gaslieferungen aus Russland nach Europa drastisch reduziert. Damit wird der Brennstoff auch für die Stromproduktion mit Gaskraftwerken knapp, was die Strompreise massiv in die Höhe getrieben hat.

Hinzu kommen die anhaltenden Schwierigkeiten bei den französischen Atomkraftwerken mit zahlreichen Meilern in Revision. Einen Strommangel befürchten Experten in diesem Winter, sollte vieles zusammenkommen: Wenn sich erstens die Situation in Frankreich in den Wintermonaten nicht bessert, wenn es zweitens in Europa ausgesprochen kalt wird mit wenig Wind und Sonne und zum Beispiel auch wenig Niederschlag in der Schweiz, und wenn drittens hierzulande zusätzlich auch noch ein Atomkraftwerk ausfällt wie etwa Leibstadt vor einem Jahr.

Aktuell geben die Behörden allerdings Entwarnung: Die Versorgung sowohl mit Gas als auch mit Strom sei gegenwärtig sichergestellt, heisst es gemäss der jüngsten wöchentlichen Lagebeurteilung der wirtschaftlichen Landesversorgung WL.

Die vier Schweizer AKW laufen mit normaler Leistung, die Flusskraftwerke produzieren nach dem trockenen Sommer jetzt wieder durchschnittlich viel Strom. Zudem fliesst derzeit mehr Strom aus dem Ausland in die Schweiz als das Land an die Nachbarländer liefert.

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