Immer mehr Schweizer vermachen ihr Erbe an NGOs
Testamentsspenden boomen. Besonders Frauen vermachen ihr Erbe gerne gemeinnützigen Organisationen. Aber auch Kinderlose schwingen oben aus.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Schweizer machen Testamentsspenden.
- Wenn man spendet, ist der Anteil oft erheblich.
- Frauen und kinderlose Personen spenden häufiger an NGOs.
Nach dem Tod noch etwas Gutes tun: Immer mehr Menschen entscheiden sich, ihr Erbe für gemeinnützige Zwecke zu hinterlassen.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Testamentsspenden, auch Legate genannt, in Österreich verdoppelt. Der Trend in unserem Nachbarland ist weiterhin steigend.
Und auch in der Schweiz gewinnt dieses Phänomen zunehmend an Bedeutung.
Auf Anfrage von Nau.ch verweist Hanspeter Bigler, Präsident von Swissfundraising, auf die Statistik der Zewo. Die Stiftung zertifiziert vertrauenswürdige Spendensammler.

Die jüngsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2023. «Allein für die Zewo-zertifizierten Werke wurden für das Spendenjahr 2023 261 Millionen Franken an Legaten ausgewiesen», erklärt er die Zahlen.
Die Testamentsspenden machen 18 Prozent am gesamten Spendenvolumen von 1,45 Milliarden Franken in der Schweiz aus.
«Zehn Jahre zuvor hat die Zewo schon 140 Millionen an Legaten für Zewo-Werke ausgewiesen. Das waren damals 12,7 Prozent am Gesamtspenden-Aufkommen für Zewo-zertifizierte Werke», sagt Bigler.
Ein klarer Anstieg also in der Schweiz.
Erheblicher Anteil fliesst an NGOs
Und die absolute Zahl der Testamentsspenden dürfte noch höher liegen.
Denn: Die Zewo berücksichtigt nur gemeinnützige Organisationen im engeren Sinn. Rein lokale Organisationen oder Institutionen aus der Kultur, sowie aus dem Sportbereich, fehlen.
Zudem gibt es auch Hilfswerke, an die gespendet wird, die aber nicht zertifiziert sind.
Wichtig: In der Schweiz werden jedes Jahr 95 Milliarden Franken vererbt. Auch wenn die Testamentsspenden zunehmen, gelangt nur ein Bruchteil davon an gemeinnützige Organisationen.
Eine neue Studie der Universität Lausanne zeigt auf, wer besonders viel von seinem Erbe spendet. Dabei wurden 17'000 Testamentsvorlagen des privaten Anbieters «Dein Adieu» ausgewertet.
In der Auswertung zeigt sich: Jede Zehnte berücksichtigt bei diesem Anbieter in seinem Testament eine Nichtregierungsorganisation (NGO).
Wenn gespendet wird, dann richtig. Oft lassen die Erblassenden «einen erheblichen Anteil» ihres Nachlasses den NGOs zukommen.
Frauen spenden häufiger
Nicht alle Bevölkerungsgruppen sind dabei gleich spendierfreudig.
In den Ergebnissen heisst es unter anderem: «Frauen sowie kinderlose Personen zeigen überdurchschnittliche Bereitschaft, NGOs in ihre Nachlassplanung einzubeziehen und ihnen beachtliche Anteile des Erbes zuzuweisen.»
Ein Grund für die grössere Bereitschaft ist auch rechtlicher Natur. Die Erbrechtsrevision im Jahr 2023 hat die Pflichtteile für Kinder reduziert und Eltern vom Pflichtteil ausgeschlossen.
Erblassende haben dadurch grössere Freiheiten – und können so mehr an NGOs spenden.
Die grosse Mehrheit entscheidet sich dabei für eine einzige Organisation. Doch manche teilen das Geld sogar auf mehr als drei Organisationen auf.
Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Demoscope im Auftrag der «Allianz für das Gemeinwohl» zeigt sogar eine noch höhere Bereitschaft.
Demnach erwähnt fast jeder fünfte in seinem Testament eine Stiftung oder eine gemeinnützige Institution. So viele wie noch nie.