Genug ist genug: Der Kanton Zürich holt sich die Passagierdaten von Rückreisenden selber, damit die Bevölkerung vor dem Coronavirus geschützt wird.
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Sicherheitsdirektor Mario Fehr erklärt das neue System zum Erfassen der Quarantänepflichtigen Zürcher. - Keystone, Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für Reiserückkehrer aus Risiko-Gebieten gilt die Quarantänepflicht.
  • Der Kanton Zürich erfasst die Kontaktdaten der Flugreisenden nun selber.

Ferien im Ausland sind trotz Coronavirus für viele ein Wunsch. Nicht zuletzt, um die Verwandten nach langer Lockdown-Abstinenz zu besuchen. Doch wer in eines der vom Bund als Risiko-Gebiet eingestuften Länder reist, muss danach 10 Tage in Quarantäne.

Mit der Kontrolle haben die Kantone seit Beginn weg ihre Probleme. Es fehlen genaue Daten der Passagiere, das BAG kann die vollständigen Listen nicht weiterleiten.

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Der Flughafen Zürich war wegen des Coronavirus leer. Nun buchen Schweizer wieder vermehrt Ferien im Ausland. - Keystone

Nun geht der Kanton Zürich seinen eigenen Weg. Dieser erfasst die Kontaktdaten aller Flugreisenden, die aus Risikoländern zurückkehren, nun selber. Danach übermittelt er die Angaben das Contact-Tracing.

Regierungsrat Mario Fehr informierte am Mittwochnachmittag am Flughafen Kloten über das neue System.

«Kanton Zürich löst Probleme selber»

Fehr betont: «Für den Kanton Zürich ist das grösste Infektionsrisiko die Rückkehrer aus dem Ausland.» Er sei enttäuscht feststellen zu müssen, dass «der Bund bislang nicht fähig war, uns Passagierlisten zur Verfügung zu stellen».

«Aber der Kanton Zürich löst solche Probleme selber», stichelt er. Der Kanton Zürich arbeite nun direkt mit den Airlines zusammen, um der Gesundheitsdirektion die Kontaktdaten zukommen zu lassen.

Konkret holen Polizeibeamte bei den Fluggesellschaften oder deren Abfertigern die Kontaktformulare ab, die jeder «Risiko-Passagier» im Flugzeug ausfüllen muss. Elektronisch erfasst werden jedoch nur jene mit Wohnsitz im Kanton Zürich.

Mario Fehr, Sicherheitsdirektor (SP) des Kantons Zürich, erklärt die neue Strategie. - Nau.ch

«Die Daten werden nie ins polizeiliche System eingegeben», betonte der Kommandant der Zürcher Kantonspolizei, Bruno Keller. Polizeiliche Massnahmen werden demnach erst ergriffen, wenn die Polizei eine Verdachtsmeldung erhält. Etwa von der Gesundheitsdirektion oder einem Nachbarn oder Vorgesetzten.

Regeln müssen vollzogen werden

Keller regte nochmals dazu an, sich an die Corona-Regeln zu halten. «Zur Intensivierung dieser Massnahmen wurde vom Sonderstab eine Möglichkeit entwickelt, diese Personaldaten schneller und besser weiterzugeben.»

Das neue Verfahren wurde schon getestet. Nun werden Kontaktdaten direkt am Flughafen abgeholt und in das eigentliche Sammelsystem eingeschleust. So werde der Schritt über den Bund vermieden. Hierbei werden aber nur Passagiere mit Wohnsitz im Kanton Zürich erfasst.

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Ueli Zoelly (r), Chef der Flughafenpolizei, spricht bei einer Pressekonferenz am Flughafen Zürich über die Massnahmen für Reiserückkehrende aus Risikoländern. - dpa

«Andere Kantone müssten mit den Airlines in Kontakt treten. Dann könnte man über eine Dienstleistung des Kanton Zürichs nachdenken», meint Fehr. Auch die Flughafenpolizei sehe sich dazu bereit.

Regionale Quarantäne-Massnahmen werden beachtet

Nicole Beck, Chefin Grenzabteilung der Flughafenpolizei, versichert, dass man die regionalen Quarantäne-Regeln einhalten könne. «Wenn der Bund diese Vorschriften macht, halten wir uns daran».

Nicole Beck, Chefin Grenzabteilung der Flughafenpolizei zu den Vollzugsmassnahmen bei Reiserückkehrenden aus Risikoländern. - Nau.ch

Generell sei das neue System im Kanton eher eine Ergänzung zu den Massnahmen des Bundes. Die Regeln seien die gleichen, meint Beck.

Ob das jetzt ein Aufstand gegen den Bund sei? «Wir tun unser Bestes, um die Gesundheit der Zürcher Bevölkerung zu wahren», geht Fehr der Frage geschickt aus dem Weg.

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