Die Wissenschaftler werden optimistischer: Die Impfung gegen das Coronavirus ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Normalität. Eine Analyse.
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Der erste Genfer erhält den Corona-Impfstoff. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bund hat den Abbau der Massnahmen als Ziel in der Impfstrategie festgelegt.
  • Damit geben die Behörden erstmals eine Aussicht auf Normalität.
  • Wie lange es bis dahin dauert, ist jedoch noch nicht klar.
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Rund ein Jahr nach dem Ausbruch des Coronavirus sind die ersten Impfstoffe bereit. Die Fachwelt zeigt sich angesichts des relativ hohen Wirkungsgrads der Impfung erstmals wieder optimistisch. Gesundheitsminister Alain Berset spricht von einem «Game Changer».

Viele Experten sehen im Impfstoff einen Weg aus der Pandemie. Auch in der Impfstrategie des Bundes ist dies als Ziel definiert: die «Reduktion der negativen gesundheitlichen, psychischen, sozialen wie wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie». Damit deutet der Bund die Abschaffung der Massnahmen als Ziel des Impfens an.

Wie ist die Ausgangslage zu Beginn der Impfkampagne? Welche Hürden müssen noch fallen? Und wie lange müssen wir noch mit den Massnahmen leben?

Darum kann das Coronavirus immer noch grosse Schäden anrichten

Dass das Coronavirus nicht tödlicher ist als eine Grippe, ist bereits länger klar. Doch während die Grippewellen normalerweise kein Problem für die Spitäler darstellen, sind die Bettenkapazitäten wegen des Coronavirus mancherorts ausgeschöpft. Ein Widerspruch? Nein.

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Eine Person mit Covid-19 auf der Intensivstation des Spitals Schwyz. - Keystone

Der Knackpunkt ist die Immunität: Beinahe alle Schweizer haben sich bereits einmal mit einem Grippevirus angesteckt. Wer jedoch die Krankheit einmal überstanden hat, ist immun – und das für viele Jahre. Es kann sich also nur eine beschränkte Zahl an Personen gleichzeitig infizieren.

Das ist der grosse Unterschied zum Coronavirus: Da das Virus neuartig ist, ist niemand dagegen immun. Zwar werden Patienten, die von Covid-19 genesen sind, weitgehend immun. Auf diesem Weg dürften sich jedoch noch nicht wesentlich mehr als 10 Prozent der Bevölkerung immunisiert haben.

Deswegen hilft die Impfung auf dem Weg zur Normalität

Das Problem am Coronavirus ist also, dass es sich deutlich schneller ausbreiten kann als ein Grippevirus. Hier kommt die Impfung ins Spiel. Immunität kann auf zwei Wegen herbeigeführt werden: einerseits durch das Überstehen der Erkrankung, andererseits durch die Impfung.

Das entscheidende Problem bleibt der Engpass in den Spitälern. Jede geimpfte Person hilft hiergegen doppelt: Erstens müssen Geimpfte nicht wegen Covid-19 ins Spital eingeliefert werden. Zweitens stellt eine geimpfte Person eine natürliche Barriere fürs Virus dar, das sie es weder empfangen noch weitergeben kann. Inwiefern eine Impfung gegen das Coronavirus die Weitergabe verhindert, ist noch nicht abschliessend geklärt.

Darum dauert es noch länger

Ehe der Effekt der Impfungen wirksam wird, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Bis jetzt sind gerade einmal 107'000 Impfdosen eingetroffen. Da zwei Impfungen pro Person notwendig sind, reicht dies für gerade einmal 0,6 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Das dürfte die epidemiologische Lage noch nicht wesentlich verändern.

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Eine Bewohnerin eines Altersheims in Baselland wird gegen das Coronavirus geimpft. - Keystone

Die Impfstrategie des Bundes enthält keinen Zeitrahmen: Dieser ist wesentlich von der Verfügbarkeit des Impfstoffs abhängig. Pfizer gab an, im kommenden Jahr 1,3 Milliarden Impfdosen herzustellen. Das dürfte gerade einmal für die globale Bevölkerung über 65 genügen.

Es befinden sich jedoch noch weitere Impfstoffe in der Pipeline. Daher zeigen sich einige Länder optimistisch, bis Sommer knapp 50 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben. Sollte diese Marke erreicht werden, könnten wohl viele der derzeitigen Massnahmen eingestellt werden.

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