Coronavirus: Schweizer Firmen lockern Homeoffice zögerlich
Das Wichtigste in Kürze
- Ab Montag dürfen regelmässig getestete Arbeitnehmer wieder ins Büro.
- Doch bei vielen Schweizer Unternehmen ändert sich vorerst nichts.
- Der Aufwand für die Einführung der Massentests für eine kurze Lockerungsphase sei zu hoch.
Gestern Mittwoch hat der Bundesrat die nächste Lockerungsrunde der Massnahmen gegen das Coronavirus angekündigt. Auch die seit Januar geltende Homeoffice-Pflicht wird wieder aufgehoben: Unter der Voraussetzung eines wöchentlich durchgeführten Tests dürfen die Arbeitnehmenden wieder zurück ins Büro.
Doch die wenigsten Büroangestellten dürften bereits kommende Woche ins Büro zurückkehren: Kein angefragtes Unternehmen kündigte eine klare Bereitschaft für umfangreiche Massentests an. Angesichts einer baldigen Normalisierung beurteilen sie Aufwand und Nutzen als unausgeglichen. In vielen Betrieben wird das Homeoffice wohl noch bis in den August fortgesetzt.
Zu hoher Aufwand für eine Übergangslösung?
Besonders zurückhaltend zeigt sich die Swisscom: Die Homeoffice-Pflicht werde voraussichtlich bis Anfang August aufrechterhalten, erklärt Swisscom-Mediensprecherin Sandra Hubacher auf Anfrage.
Grund dafür ist vor allem die Aussicht auf weitere Lockerungen: Mit dem schnellen Voranschreiten der Impfkampagne hat der Bundesrat bereits den weiteren Weg zurück in die Normalität skizziert. «Die aus Swisscom-Sicht nach wie vor beste Lösung ist das Arbeiten im Homeoffice, bis die Mehrheit der Menschen geimpft ist. Ein sicheres Testverfahren an all unseren Standorten für wenige Wochen aufzubauen, ist schlicht zu aufwändig», so Hubacher.
Coronavirus: Sechs Wochen Planung für die Massentest-Einführung
Bei der Post wird die Homeoffice-Pflicht wegen des Coronavirus für die Büroangestellten sogar bis Ende August aufrechterhalten. «Grund dafür sind die herausfordernden Bedingungen, die der Bundesrat stellt», erklärt Post-Mediensprecher Oliver Flüeler. Man teste das Personal aktuell an zwei Logistikstandorten auf das Coronavirus, wo die Mitarbeitenden nicht von zu Hause arbeiten können. Angesichts der Erfahrungen dürfte es vorerst dabei bleiben.
«Der Aufwand dafür ist sehr gross. Alleine die Einrichtung der Massentests an den grossen Standorten würde bis zu fünf oder sechs Wochen dauern.» Bis dahin hätte sich die Einführung der Massentests schon fast erübrigt: «In sechs Wochen stehen wir kurz vor der Normalisierungsphase, die der Bundesrat angekündigt hat.» Erachtet der Bundesrat die Impfquote dann als genügend hoch, dürfte auch die Testpflicht fallen.
Detailhändler lassen Büropersonal noch zu Hause arbeiten
Ähnlich äussert sich Andrea Ruberti, Mediensprecher von Coop. Man begrüsse zwar die Lockerungsschritte – ziehe jedoch bei den Mitarbeitenden in der Verwaltung vorerst keine Konsequenzen. «Wir halten uns an die Homeoffice-Empfehlung des Bundes und haben entschieden, bis auf Weiteres kein Testregime in der Verwaltung einzuführen.»
Auch in der Migros-Zentrale ändere sich vorerst nicht viel. Man habe bereits vor der Pandemie auf flexibles Arbeiten eingeführt, erklärt Mediensprecher Marcel Schlatter.
Freuen Sie sich darauf, vom Homeoffice zurück ins Büro zu wechseln?
«Homeoffice funktioniert in der Tat sehr gut.» Auch bei Migros gehe es momentan eher um die Pläne nach der Pandemie als um möglichst schnelle Rückkehr ins Büro.
SRF testet ab Montag
Anders machen es SRF: Das Fernseh- und Radiounternehmen testet ab kommender Woche zweimal wöchentlich. Entsprechend werde die Homeoffice-Pflicht ab Montag aufgehoben. Stefan Wyss von der SRF-Medienstelle erklärt gegenüber «persoenlich.com»: «Die Rückkehr ist aus teamdynamischen Gründen sinnvoll, erst recht in der Transformation.»
Doch Tests hin oder her – die strengen Schutzkonzepte müssen weiterhin eingehalten werden. Entsprechend kehren vorerst nur 40 Prozent der Belegschaft in die Büros zurück. «Je nachdem, wie sich die epidemiologische Lage verbessert, wird die Quote der Rückkehrenden sukzessive erhöht.»