Über 1000 Schweizer starben in den letzten zwei Wochen am Coronavirus. Dabei zeigen sich frappante und überraschende Unterschiede zwischen den Kantonen.
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Ein Covid-19-Patient im Zürcher Unispital. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Coronavirus fordert in der Schweiz viele Todesopfer.
  • In Freiburg starben in zwei Wochen fast 30 Menschen pro 100'000 Einwohner.
  • Auch bei der Letalität des Virus bestehen grosse Unterschiede.

Der schwere Verlauf der zweiten Welle fordert seinen Tribut: Noch nie zuvor sind in so kurzer Zeit so viele Schweizer am Coronavirus gestorben. In den vergangenen zwei Wochen starben pro 100'000 Einwohner 12,3 Personen an Covid-19 – insgesamt über 1000 Personen.

Doch der schweizweite Schnitt ist nur bedingt aussagekräftig: Immer rücken Hotspot-Kantone in den Fokus. Wie unterscheiden sich die Sterblichkeiten in diesen Kantonen vom Rest der Schweiz?

Markante Unterschiede zwischen den Kantonen

Ein Blick auf die Karte zeigt bei der 14-Tage-Inzidenz der Todesfälle markante Unterschiede. In Appenzell Innerrhoden verstarben 31 Personen pro 100'000 Einwohner, in Uri keine einzige. Die Daten der kleinen Kantone müssen jedoch aufgrund ihrer niedrigen Bevölkerungszahl mit Vorsicht betrachtet werden.

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Die 14-Tage-Inzidenz der Todesfälle nach Kanton: Angegeben ist die Zahl der Todesfälle pro 100'000 Einwohner im Zeitraum vom 3. bis 16. November.
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Die 14-Tage-Inzidenzen nach Kanton

Einwohnerreiche Kantone wie Zürich oder Freiburg lassen sich besser vergleichen. Auch hier bleiben die Unterschiede gross: In Freiburg starben 29,2 Personen auf 100'000 Einwohner am oder mit dem Coronavirus – in Zürich waren es lediglich 5,7.

Zweite Welle zeigt sich deutlich in Hotspot-Kantonen

Die zweite Welle hat sich in den verschiedenen Kantonen ganz unterschiedlich manifestiert.

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Der Drei-Tage-Mittelwert der täglichen Todesfälle pro 100'000 Einwohner im letzten Monat. Die neuesten Zahlen sind aufgrund fehlender Nachmeldungen noch ungenau. - Keystone

Zürich zeigt einen eher milden Verlauf: Die Zahlen stiegen nicht sprunghaft an. Anders sieht es in Freiburg, dem Wallis oder St. Gallen aus: Hier lag die Sterblichkeit deutlich über dem Landesschnitt.

Der Kanton Bern griff verhältnismässig schnell und deutlich ein. Auch wenn die Todeszahlen Ende Oktober deutlich stiegen, konnte so ein starkes Ansteigen der Sterberate verhindert werden.

Das Coronavirus ist nicht überall gleich tödlich

Grundsätzlich ist klar: Wenn sich mehr Menschen infizieren, sterben auch mehr Menschen. Es erstaunt daher wenig, dass die Romandie-Kantone, welche seit Wochen höhere Infektionszahlen haben, auch hohe Todesraten haben.

Auffällig ist jedoch die Inzidenz im Kanton St. Gallen: Die Inzidenz der Neuinfektionen liegt auf einem ähnlichen Niveau wie im Rest der Deutschschweiz. Die Todes-Inzidenz ist jedoch deutlich höher als in anderen Deutschschweizer Kantonen.

Experten sprechen hierbei von der Letalität, also der Tödlichkeit des Virus. Während diese im Hotspot-Kanton Genf bei 1,05 Prozent liegt, beträgt sie in St. Gallen 2,27 Prozent.

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Die Letalität in den Kantonen: Angegeben ist die Zahl der Todesfälle pro registrierter Neuinfektion im Zeitraum vom 3. bis 16. November. - Keystone

Das muss aber nicht zwangsläufig heissen, dass das Coronavirus an sich tödlicher ist. Für die hohe Letalität gibt es verschiedene Erklärungen.

Woher kommen die Unterschiede in der Letalität?

So könnte es sein, dass in St. Gallen deutlich mehr Fälle unregistriert bleiben. Dies würde sich in einer höheren Positivitätsrate zeigen, zu der jedoch keine kantonalen Daten veröffentlicht werden.

Eine andere Erklärung wäre, dass die Letalität aufgrund unzureichender Behandlung steigt. Hierfür gibt es jedoch aus Ostschweizer Spitälern keine Indizien.

Inzwischen haben sich die Todeszahlen in etwa stabilisiert. Während die Neuinfektionen bereits seit zwei Wochen abnehmen, bleiben die Todeszahlen hoch. Dies wurde von den Experten auch so prognostiziert – zwischen Infektion und möglichem Tod vergeht eine gewisse Zeitspanne. Da die Todeszahlen mit rund zweiwöchiger Verzögerung reagieren, dürften sie also bald sinken.

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