Am Montag hat Swissmedic den Impfstoff gegen das Coronavirus von Johnson & Johnson zugelassen. Bestellt hat die Schweiz nichts – doch der Wille wäre da.
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Der Impfstoff gegen das Coronavirus von Johnson & Johnson wird in der Schweiz hergestellt. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Letzten Montag wurde der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson in der Schweiz zugelassen.
  • Das Problem: Der Bund hat bei dem Hersteller keine Impfdosen bestellt.
  • Noch ist ein Kaufvertrag nicht vom Tisch.

In der Schweiz ist der Impfstoff gegen das Coronavirus knapp. Umso bitterer ist demnach auch der Nachgeschmack, den eine Nachricht von letztem Montag in der Bevölkerung hinterlässt. Die Arzneimittelbehörde Swissmedic hat den Impfstoff von Johnson & Johnson zugelassen.

Das Problem nur: Der Bund hat beim US-amerikanischen Konzern, der das Vakzin in Bümpliz BE mitentwickeln lässt, nicht bestellt. Die Lieferung wäre erst ab dem dritten Quartal 2021 möglich gewesen, rechtfertigt sich das BAG.

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Alain Bersets Privatsache entwickelte sich immer stärker zur Staatsaffäre. - Keystone

Dabei kam bei den Verhandlungen offenbar Unterstützung von ganz oben: Bundesrat Alain Berset hat sich persönlich darum bemüht, das Vakzin gegen das Coronavirus doch noch rechtzeitig zu erhalten.

Das berichtete gestern der «Blick» unter Berufung auf drei verschiedene Quellen. Der Gesundheitsminister setzte sich eine Woche, bevor der Kauf Mitte März scheiterte, für den Deal ein – ohne Erfolg.

Coronavirus: Johnson & Johnson bleibt mit Bund im Austausch

Am Willen scheint es nicht zu liegen. Ist der Deal also noch nicht komplett vom Tisch? Auf die Anfrage von Nau.ch reagiert das Bundesamt für Gesundheit verhalten.

«Bisher kam es zu keinem Vertragsabschluss mit Janssen», erinnert Sprecherin Masha Maria Foursova. Janssen ist Teil von Johnson & Johnson und stellt den Impfstoff des Konzerns in Bümpliz her.

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Ein Gebäude von der zu Johnson & Johnson gehörenden Firma Janssen Vaccines in Bümpliz BE. Der Impfstoff gegen das Coronavirus des US-Konzerns wird in der Schweiz hergestellt. - Keystone

Foursova betont: «Die Schweiz bleibt bei der Impfstoffbeschaffung aktiv, da die Entwicklung der Pandemie schwierig einzuschätzen ist.» Der Bund analysiere die Situation laufend und stehe mit verschiedenen Impfstoffherstellern in Kontakt.

Konkreter wird Johnson & Johnson selber, respektive deren Sprecher des Schweizer Ablegers Thomas Moser. «Wir bleiben mit dem Bund weiterhin im Austausch zum Einsatz unseres Impfstoffes in der Schweiz», so Moser zu Nau.ch.

Vom Tisch ist der Bümpliz-Impfstoff also definitiv noch nicht. Johnson & Johnson freut sich indes über die Zulassung durch Swissmedic. «Natürlich würden wir unsern Impfstoff gerne in die Schweiz liefern», betont Moser. Der Entscheid liege aber beim Bund.

Hätten Sie mehr Vertrauen in einen in der Schweiz produzierten Impfstoff?

Denn Institutionen wie Spitäler oder Privatpersonen haben derzeit keine Möglichkeit, selber an den Bümpliz-Impfstoff zu gelangen. Das Unternehmen arbeitet ausschliesslich mit nationalen und supranationalen Behörden zusammen, so Moser. Und mit Organisationen wie COVAX, welche die weltweit gerechte Verteilung der Impfstoffe anstrebt.

«Das bedeutet, dass auch mit der Zulassung durch Swissmedic vorderhand keine direkten Bestellungen möglich sein werden.»

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