In einem neuen Werbeclip von Coop stresst die Kassiererin eine verzweifelte Kundin. Diese Darstellung macht das Verkaufspersonal wütend.
Diese Werbung von Coop sorgt für Stunk beim Verkaufspersonal. - Coop

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Werbespot für eine Self-Scanning-App von Coop erhitzt die Gemüter.
  • Die Kassiererin wird dabei als Stress-Auslöserin dargestellt.
  • Die Gewerkschaft Unia und viele Angestellte sind empört.
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Tief durchatmen, eindehnen – und dann beginnt das grosse Duell. Eine Kassiererin von Coop scannt die Ware so schnell über das Band, dass die Kundin verzweifelt. Letztere verliert den «Einkauf-Sprint» gegen die Verkäuferin, in ihrem Gesicht breiten sich Stress-Falten und Entsetzen aus.

Aus dem Off ertönt es: «Kein Fan von Einkauf-Sprints?» Mit einer Self-Scanning-App solle man «die Ware selbst scannen, entspannt einpacken und bezahlen».

Coop
Die Kundin bereitet sich im TV-Spot auf den Bezahl-Sprint bei Coop vor. - Coop

Der Grossverteiler sorgt mit diesem Werbespot beim eigenen Personal für rote Köpfe. Das Verkaufspersonal ist hässig, wie die Gewerkschaft Unia auf Anfrage bestätigt.

«Die Werbung ist bei unseren Mitgliedern nicht gut angekommen. Diese überspitzte Darstellung in diesem Werbeclip wertet die Verkäuferinnen und Verkäufer bei Coop ab. Das macht sie zu Recht wütend», erklärt Unia-Medienspercherin Elisabeth Fannin.

Beim Passabene-System können die Kunden ihre Ware während des Einkaufs selbst einscannen.
Dies mithilfe dieses Geräts.
Das Verkaufspersonal stehe an Weihnachten noch stärker unter Druck, so die Gewerkschaft Unia.
lohnerhöhung coop
Coop erklärt gegenüber Nau.ch, wie der Clip hätte rüberkommen sollen.
Coop
Die Verkäuferin sollte als sehr fleissig rüberkommen. Als eine Person, die ihre Arbeit gut erledigt, so Coop.

Die Arbeit sei auch schon so stressig und streng. Gerade an Weihnachten aber seien die Angestellten im Verkauf enorm unter Druck. «Gleichzeitig haben die Coop-Mitarbeitenden nicht einmal einen Teuerungsausgleich bekommen. Unsere Mitglieder bei Coop fordern Respekt, mehr Lohn und mehr Zeit», so Fannin.

Coop wollte «wertvolle Arbeit» nicht infrage stellen

Das Unternehmen wehrt sich auf Anfrage gegen die Kritik: «Zur Werbung gehört es, dass Situationen teilweise überspitzt und mit einem Augenzwinkern dargestellt werden. Es war jedoch nicht beabsichtigt, die wertvolle Arbeit an der Kasse in irgendeiner Weise infrage zu stellen», schreibt Mediensprecher Caspar Frey auf Anfrage.

Frey erklärt, welcher Gedanke dem Detailhändler bei der Produktion dieses Spots zugrunde lag: «Weil unsere Mitarbeitenden an den Kassen ihre Arbeit so gut und schnell erledigen, können Kundinnen und Kunden manchmal etwas ins Schwitzen kommen, weil sie nicht nachkommen mit dem Einpacken.»

Scannen Sie Ihre Ware lieber selbst oder bevorzugen Sie die bediente Kasse?

Nun macht dieser Clip die Kassiererinnen aber eher wütend, statt sie zu erfreuen. «Wir können diese Sichtweise verstehen», so Frey. Es liege Coop jedoch fern, die Mitarbeitenden in den Verkaufsstellen in ein schlechtes Licht zu rücken. «Alle Bezahlmöglichkeiten» hätten ihre Berechtigung.

Frey wehrt sich zudem gegen den Vorwurf, die Angestellten würden 2023 keinen Teuerungsausgleich erhalten. Mitarbeiter mit Löhnen bis 4500 Franken erhielten für das nächste Jahr kumuliert einen Lohn-Anstieg von mindestens 3,3 Prozent.

Lange wird der Clip im Fernsehen jedenfalls nicht mehr zu sehen sein. «Die TV-Welle des Spots endet in Kürze», hält Frey fest.

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