In der Schweiz herrscht gerade ein akuter Mangel an Fachkräften vor. Dennoch überlegt der Bundesrat, die 38-Stunden-Woche einzuführen.
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Pflegekräfte sollen besser entlohnt werden: In der Folge kommen auf viele Pflegebedürftige oder deren Angehörige Preissteigerungen zu. (Archivbild) - Tom Weller/dpa/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz herrscht schon seit längerem ein Mangel in der Pflege.
  • Dies liegt an den schweren Arbeitsbedingungen.
  • Deswegen überlegt der Bundesrat, die 38-Stunden-Woche bei vollem Lohn einzuführen.
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In der Schweiz herrscht ein akuter Mangel an Pflegefachkräften. Gesundheitseinrichtungen sind chronisch unterbesetzt, was zu enormem Druck und Überstunden für das vorhandene Personal führt. Jeden Monat verlassen rund 300 Pflegende ihren Beruf, während etwa 14'000 Stellen unbesetzt bleiben. So berichtet es der «Blick».

Problem gab es bereits im November 2021

Dieses Problem ist aber nicht neu. Bereits im November 2021 wurde eine Volksabstimmung zur Pflege-Initiative durchgeführt, bei der 61 Prozent zustimmten. Doch die Umsetzung lässt auf sich warten und das Problem verschärft sich weiterhin. Bis zum Jahr 2030 könnten sogar über 30'000 Pflegefachkräfte fehlen, so eine Prognose des Beratungsunternehmens PwC Schweiz.

Aufgrund der schwierigen Arbeitsbedingungen wechseln viele Festangestellte in die Zeitarbeit über Temporärbüros. Dieser Wechsel ermöglicht ihnen höhere Einkommen und flexiblere Arbeitszeiten: «In einigen Fällen gar so viel wie Assistenzärzte», sagt eine anonyme Quelle gegenüber «Blick».

Negative Folgen für Patienten

Doch diese Entwicklung hat auch negative Folgen: Patienten melden weniger oft Probleme, wenn viele Temporäre Dienst haben – was gesundheitliche Beschwerden verschlimmern kann. Zudem entstehen durch die personelle Unterbesetzung unnötige Kosten von 1,5 Milliarden Franken.

Die steigenden Kosten und die Zweiklassengesellschaft zwischen Festangestellten und Temporären zwingen Gesundheitseinrichtungen dazu, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Einige haben bereits reagiert: Die Stadt Zürich hat beispielsweise die Löhne für Pflegefachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung auf rund 100'000 Franken erhöht. Das GZO Spital Wetzikon ZH setzt hingegen auf eine Reduzierung der Arbeitszeit bei gleichem Lohn.

Ein neues Massnahmenpaket des Bundesrats könnte das Modell aus Wetzikon landesweit einführen: Eine 38-Stunden-Woche bei vollem Lohn. Zusätzlich sollen Dienstpläne vier Wochen im Voraus veröffentlicht und kurzfristige Einsätze besser vergütet werden.

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