Berner SVPler tritt wegen rassistischem Kollegen zurück
Rassismus-Eklat in der SVP Ittigen: Ein Vorstandsmitglied soll den Präsidenten rassistisch angefeindet haben. Dieser kehrt nun der Partei den Rücken.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Ittiger SVP-Präsident David Spring tritt aus seiner Partei aus.
- Ein Vorstandsmitglied soll sich vermehrt rassistisch geäussert haben.
- Eine Rassismus-Expertin ist darüber wenig überrascht.
Knall in Ittigen: David Spring, der Präsident der örtlichen SVP, tritt zurück und zugleich aus der Partei aus.
Er begründet das in einem E-Mail: «In den vergangenen Monaten kam es innerhalb des Vorstands wiederholt zu verbalen Angriffen mit rassistischem Inhalt.»
Diese rassistischen Äusserungen hätten direkt auf seine Familie abgezielt. Springs Partnerin ist dunkelhäutig – gemeinsam haben sie zwei Kinder.
Krass rassistische Aussagen
Wie die «Tamedia»-Zeitungen berichten, musste er sich laut Zeugen in SVP-Vorstandssitzungen anhören, dass Menschen aus Afrika zwangsweise sterilisiert werden sollten.
Und dass Spring wegen seiner Partnerin kein «echter Schweizer» sei. Dabei soll auch das N-Wort gefallen sein.
Nau.ch versucht David Spring telefonisch und per E-Mail zu erreichen – ohne Rückmeldung.

Keine Reaktion von Tomman
Die rassistischen Aussagen von sich gegeben habe Jürg Georg Tomman, ein Vorstandsmitglied der SVP Ittigen.
Anfang 2024 rutschte er für einen zurückgetretenen Kollegen in den Gemeinderat nach. Im November 2024 wurde er abgewählt.

Nau.ch bot Jürg Georg Tomman die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äussern oder seine Sicht der Dinge widerzugeben. Er ging nicht darauf ein.
Am rechten Rand fischen
Rassismus-Expertin Nora Riss zeigt sich erschüttert über die rassistischen Äusserungen. Erschüttert, doch nicht erstaunt.
«Die Aussagen sind schlimm. Aber die SVP fischt am rechten Rand und toleriert Menschen mit solchem Gedankengut», sagt sie zu Nau.ch.

«Wenn dann ein Fall publik wird, grenzt man sich ab und betont, man wolle mit Rassismus nichts zu tun haben. Aber das ist ein politisches Spiel», so die Leiterin vom Beratungsnetz für Rassismus-Opfer.
Grundsätzlich erlebe sie bei der SVP wenig Reflektion zu diesem Thema. Schon oft habe sie die gesamtgesellschaftliche Verantwortung im Thema Rassismus anzusprechen versucht – ohne Erfolg.
Keine SVP-Werte
Die kantonale Mutterpartei hat sich zum aktuellen Eklat geäussert: «Es handelt sich um einen klaren Fall von parteischädigendem Verhalten», wird Aliki Panayides in der «Berner Zeitung» zitiert.
Sie ist die Geschäftsführerin der Berner SVP und sagt deutlich: «Dies ist gemäss Statuten ein Ausschlussgrund. Herr Tomman vertritt nicht die Werte der Partei.»
Ob die Äusserungen tatsächlich Konsequenzen haben werden, zeigt sich Mitte November: Dann will die SVP Ittigen an der Mitgliederversammlung über den Parteiausschluss von Jürg Georg Tomman entscheiden.







