Bergretter müssen immer mehr Unverletzte befreien
Immer mehr Menschen rufen die Rega, ohne verletzt zu sein. Doch wer nicht Gönner ist, muss zahlen – denn die Krankenkasse übernimmt solche Einsätze nicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl der Evakuationen von Unverletzten in den Bergen hat zugenommen.
- Krankenkassen zahlen nur bei medizinischen Notfällen – nicht aber bei Evakuationen.
- Experten empfehlen eine Gönnerschaft bei der Rega oder Air-Glaciers für Bergsportler.
An sich hat sich die Zahl der Bergrettungen mittels Helikopter in den letzten kaum verändert: 2024 waren es 1551, im Jahr davor 1578.
Neu ist hingegen, dass der Anteil der Evakuationen zunimmt: von gut 30 Prozent 2023 auf fast 40 Prozent 2024.
Heisst: Die Betroffenen sind unverletzt, müssen aber aus einer ausweglosen Situation gerettet werden. Etwa weil sie blockiert sind oder sich verirrt haben.
Wanderer im Wallis bleibt auf Kosten sitzen
So erging es auch Naturwissenschaftler K.P., der im Sommer 2024 mit einem Kollegen im Wallis unterwegs war. Auf einer Wanderung rund um die Dents du Midi gerieten sie in unwegsames Gelände.
«Oben war kein Weg, und der Abstieg war zu gefährlich», schildert K.P. die Situation in der SRF-«Tagesschau». Aus eigener Kraft kamen sie nicht weiter und riefen die Notrufnummer 144.
Da alle Helikopter der Air-Glaciers im Einsatz waren, wurde eine Crew aus der Nähe von Les Diablerets entsandt. Die Rettung dauerte 79 Minuten und kostete pro Person 4128 Franken – obwohl beide Wanderer körperlich unversehrt blieben.
Versicherungen zahlen nur bei medizinischer Notlage
K.P. bleibt auf den Kosten sitzen: Die Grundversicherung übernimmt den Einsatz nicht, und auch die Zusatzversicherung Completa der Helsana lehnt eine Zahlung ab.
«Ich bin enttäuscht. Ich dachte, ich sei gut versichert», sagt K.P.
Laut Juristin Gabriela Baumgartner verstehen Versicherte unter «Rettung» meist mehr als das Bundesgericht: Dieses sieht nur dann eine versicherte Leistung, wenn eine medizinische Notlage besteht.
Die Helsana spricht von einem Einzelfall, will die Vertragsbedingungen nun aber prüfen.
Eine Umfrage des «Kassensturz» zeigt: Keine der zehn grössten Krankenkassen oder Anbieter wie SOS144 und Swiss144 übernimmt Evakuationen ohne medizinische Notwendigkeit.
Rettungsdienste loben Wanderer für Notruf
Pierre Métrailler, Leiter des Rettungsdienstes Air-Glaciers, betont derweil: «Wenn niemand eingreift, besteht die Gefahr von schweren Verletzungen.»
Fredy-Michel Roten, Direktor der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation, lobt das Verhalten der beiden Wanderer: «Wir sind froh über jede Evakuation – dadurch können Unfälle verhindert werden.»
K.P.s Kollege ist Gönner bei der Rega, seine Kosten wurden erlassen.
Der Fall zeigt: Wer häufig in den Bergen unterwegs ist, sollte sich durch eine Gönnerschaft bei Rega, Air-Glaciers oder Air Zermatt absichern.