Bergretter warnt vor sturem «Gipfel-Jagen»
Aktuell kommt es in den Schweizer Bergen zu besonders vielen tödlichen Bergunfällen. Bergretter und -führer Bruno Jelk sieht verschiedene Gründe dafür.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Meldungen von tödlichen Bergunfällen häufen sich derzeit.
- Gründe dafür gibt es verschiedene, wie Bruno Jelk sagt.
- Die Leute seien heute programmiert, so der erfahrene Bergretter.
Gerade in diesen heissen Tagen flüchten viele Menschen gerne in die Berge. Die angenehmeren Temperaturen zieht Naturliebhabende oft in die schönen Bergdörfer.
Und wer er noch ein wenig kühler haben möchte, besteigt einen Gipfel. Doch dies bringt auch Gefahren mit sich.
Gerade seit sich das Wetter im August wieder von seiner besten Seite zeigt, häufen sich die Meldungen von Bergunfällen. Und diese enden oft tödlich.
Viele Tote letztes Wochenende
So beispielsweise ereignete sich erst letzten Sonntag ein tödlicher Wanderunfall im Berner Oberland. Ein Mann (†30) ist abgestürzt und noch am Unfallort verstorben.
Ähnlich erging es am selben Tag einem Kletterer (†48) an der Schofbergwand in Wildhaus SG, der tödlich verunfallte.
Und nur ein Tag zuvor verlor ein 26-jähriger Wanderer in Rüttenen SO bei einem Unfall sein Leben. Und dies sind nur drei von noch mehr tödlichen Unfällen am vergangenen Wochenende.
Doch weshalb passieren so viele Bergunfälle? Der bekannte Zermatter Bergretter Bruno Jelk sieht verschiedene Gründe dafür.
«Viele sind vorbereitet und andere leider nicht»
Jelk unterscheidet zwischen Pechunfällen – und solchen, die man vermeiden könnte.
Gerade jetzt in der Hauptsaison seien sehr viele Bergsteiger und Wanderer unterwegs. «Viele sind vorbereitet und andere leider nicht.»
Die Leute seien heute programmiert, so der begeisterte Bergführer. «Sie haben ihre Ziele und diese werden einfach durchgezogen, auch wenn die Bedingungen oder Verhältnisse nicht optimal sind.»
Wenn das Ziel das Matterhorn sei, dann interessiere sie ein anderer Berg, der im Moment vielleicht besseren Verhältnisse hätte, nicht.
Der Walliser hat gegenüber diesen Leuten aber eine klare Meinung: «Dies sind meistens keine Bergsteiger, sondern Gipfeljäger. Gute Bergsteiger holen vorher Informationen ein.»
Zudem gebe es auch viele Wanderer und Bergsteiger, die über ihren Verhältnissen unterwegs seien.
Es gibt viele Unfälle, da die notwendige Technik nicht vorhanden sei. «Ein Ausrutscher hat dann meistens schlimme Folgen», so der ehemalige Chef der Zermatter Bergrettung.
«Nur weil das Wetter gut ist, ist die Route nicht unbedingt begehbar»
Aber auch die Wetterbedingungen haben einen Einfluss auf die Unfallgefahr in den Bergen. Starke Regenfälle in Höhenlagen beispielsweise erhöhen die Gefahr eines Steinschlages, wie Pierre Mathey sagt.

Der Geschäftsführer des Schweizer Bergführerverbandes fügt hinzu: «Hohe Temperaturen bedeuten mehr Steinschlag und eine erhöhte Gefahr von Gletscherspalten.»
Mathey warnt daher: «Nur weil das Wetter gut ist, ist die Route nicht unbedingt begehbar.»
Er empfehle daher für Leute ohne Erfahrung oder Ausbildung immer die Begleitung eines Bergführers.