Walliser Hofbesitzer verreist ins Ausland und lässt Tiere zurück
Ein Walliser Hofbesitzer reist ins Ausland und lässt rund zwei Dutzend Tiere ohne Betreuung zurück. Nun stehen Tierschutz und Behörden vor einem heiklen Fall.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Oberwallis verlässt ein Hofbesitzer seinen Hof und lässt die Tiere zurück.
- Er informiert den Tierschutz per E-Mail über die Situation.
- Dieser beurteilt das Verhalten des Mannes als «inakzeptabel».
Im Oberwallis sorgt ein Fall von mutmasslich zurückgelassenen Hoftieren für Aufsehen.
Ein Hofbesitzer ist letzten Freitag kurzfristig ins Ausland gereist. Er liess Schafe, Esel und Kleintiere auf seinem abgelegenen Weiler in der Drieschta (unweit von Brig) zurück.
Der Tierschutz Oberwallis wurde am Samstagmorgen per E-Mail vom Hofbesitzer über die Situation informiert.

In seiner Nachricht an das Veterinäramt erklärt Colin Crawshaw, dass er zur Arbeit auf einen Landwirtschaftsbetrieb ins Ausland gereist sei.
Für die Versorgung der Tiere habe er seine Ex-Partnerin verantwortlich gemacht. Bei seiner Abreise am Freitag seien alle Tiere «gesund, munter und gut versorgt» gewesen, schreibt er. Seine Frau sei «fähig und geschult», den Hof zu betreuen.
Tierschutz prangert Verhalten an
Tierschutzpräsident Martin Meul machte sich am Samstag mit einem Gemeindepolizisten auf den Weg zur Drieschta.
Sein Urteil fällt deutlich aus: Der Besitzer habe den Hof «über Nacht verlassen» und die Tiere allein zurückgelassen. Ein Verhalten, das Meul gegenüber dem «Walliser Boten» als «niederträchtig und inakzeptabel» bezeichnet.
Vor Ort fanden Meul und der Polizist rund 20, teils trächtige Schafe, zwei Esel sowie Hühner und Hasen.
Der Tierschutz hat nach eigenen Angaben sofortige Überbrückungsmassnahmen ergriffen: Die Tiere werden vorerst mit Futter und Wasser versorgt. Eine Beschlagnahmung sei jedoch nicht möglich, da Crawshaw weiterhin als Eigentümer gilt.
Privater Rettungsversuch gestoppt
Crawshaw selbst bestätigt gegenüber dem «Walliser Boten», dass die Tiere auf seinen Namen registriert sind. Eigentlich habe er sie einem Bauern aus der Region für einen symbolischen Franken überlassen wollen.
Dieser Bauer suchte bereits Plätze für die Schafe und Esel. Er erhielt jedoch vom Veterinäramt die klare Anweisung, dass die Unterbringung nicht in seine Zuständigkeit falle.
Kantonstierarzt Eric Kirchmeier erklärt, man prüfe derzeit alle eingegangenen Meldungen und Unterlagen. Erst danach werde entschieden, welche Massnahmen nötig seien.
Finanzielle Not und gescheiterte Pläne
Crawshaw erzählte der Zeitung, er habe die Tiere vor seiner Abreise nochmals versorgt, anschliessend am Markt in Visp Produkte verkauft. Dann sei ihm das Geld ausgegangen: «Ich hatte diese Woche noch 15 Rappen.»
In einem Schreiben an das Veterinäramt bat er darum, kontaktiert zu werden, falls seine Ex-Partnerin die Verantwortung ablehne. Er könne dann «eine Lösung finden oder sofort zurückkommen».

Vor dreieinhalb Jahren hatten Crawshaw und seine Partnerin den abgelegenen Weiler Drieschta gekauft und dort eine Permakultur-Landwirtschaft aufgebaut.
Nach der Trennung im September 2025 und zunehmenden finanziellen Problemen startete er ein Crowdfunding, das rund 8600 Franken einbrachte. Offenbar zu wenig, um den Hof weiterzuführen.
Wie es mit den Tieren und dem Weiler weitergeht, wird nun das Veterinäramt in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und Tierschutz klären.











