Beiz kassiert schlechte Bewertung, weil alles reserviert ist

Muss ein Restaurant am Samstagabend noch Platz für spontane Gäste haben? Ja, finden Gäste, die wieder heimgeschickt wurden. Nein, urteilt der Gastro-Experte.

beiz
Das Restaurant Bahnhof in Tägertschi BE. Der Wirt ärgert sich über eine Gäste-Reklamation. - Facebook

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Restaurant Bahnhof Tägertschi BE ist am Samstagabend voll – und wird dafür kritisiert.
  • Gäste, die spontan keinen Tisch erhielten, beurteilen das als «fehlende Gastfreundschaft».
  • Stammgäste und der Präsident von Gastro Bern verteidigen das Restaurant.

Seit über 28 Jahren führt Erich Gilb das Restaurant Bahnhof Tägertschi im Berner Hinterland. Und das mit Erfolg.

Zurzeit finden sich etwa Wildgerichte auf der Karte, jeden Mittwochabend gibtss Gnagi mit Sauerkraut und Salzkartoffeln.

Ein Take-Away-Gericht wie Fohlenragout an Orangensauce kostet gerade einmal 15.50 Franken, der Rindsschmorbraten am Sonntag 26.50 Franken.

Die Beiz freut sich über viele Stammgäste – und Lob bei den Bewertungen auf Google. «Wie immer durften wir ein feines Essen geniessen und wurden sehr freundlich bedient», lautet ein aktueller Kommentar.

Reservierst du immer, wenn du im Restaurant essen gehst?

Doch ein Gästepaar, das kürzlich am Samstagabend im Familienbetrieb essen gehen wollte, zeigt sich äusserst unzufrieden. Der Grund: Als die beiden gegen 18 Uhr ankamen, mussten sie unverrichteter Dinge wieder gehen. Denn: Alle Tische waren reserviert.

Das sei «fehlende Gastfreundschaft», schreibt die Frau bei den Google-Bewertungen. Sie werde dort nie wieder hingehen. Es hätte doch sicher noch Platz gehabt für zwei Personen.

«Was müssen wir uns noch alles gefallen lassen?»

Das Restaurant reagiert prompt auf den Kommentar, postet ihn auf Facebook und beklagt eine «egoistische Gesellschaft». «Was müssen wir uns noch alles gefallen lassen?», heisst es dazu.

Da müsse sich keiner wundern, dass niemand mehr in der Gastronomie arbeiten wolle. «Wir können auch nicht zaubern.»

Rückenwind kriegen die Wirte von den Stammgästen und von Leuten aus der Branche. «Es spricht durchaus für euch, wenn ihr viel los und keinen Platz habt. Wir kommen immer wieder gerne», kommentiert eine Frau.

Sie fügt an: «Lasst die Nörgler, die wirds immer geben.»

Ein Gastronom hält fest: «Freut euch darüber – ausgebucht zu sein heisst, dass ihr eure Arbeit top macht.»

Eine Servicefachangestellte findet: «Wenn man Freitag- oder Samstagabend essen gehen möchte, dann reserviert man.» Oder: Man rufe kurz vorher an und frage, ob es noch einen freien Tisch habe.

Wirt nimmt Reservationen nur telefonisch an – «Mail zu unpersönlich»

Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Wirt Gilb, dass eine negative Reaktion in diesem Ausmass glücklicherweise einmalig gewesen sei.

Denn er habe seine Gäste quasi dazu erzogen, zu reservieren. «Ich würde immer allen empfehlen, zu reservieren», sagt er.

In seinem Restaurant mit 43 Innen-Plätzen ist dies aber nur telefonisch möglich. «Per Mail ist uns zu unpersönlich, deshalb erfolgen die Reservationen via Telefon», so Gilb.

Beizer: Gäste reservieren immer öfter

Tendenziell werde heute immer öfter reserviert, statt spontan aufzutauchen, sagt der Gastronom und Präsident von Gastro Bern, Tobias Burkhalter. Weil es heute auch mehr digitale Tools dafür gebe als früher.

«Grundsätzlich sind Reservationen sicher eine gute Sache; es gibt dem Betrieb mehr Planungssicherheit», sagt Burkhalter zu Nau.ch.

Restaurant Tobias Burkhalter
Tobias Burkhalter, Präsident von Gastro Bern und Wirt des «Della Casa» in der Stadt Bern, findet Reservationen grundsätzlich eine gute Sache. - nau.ch

Zudem könnten No-Shows enorm reduziert werden, wenn man dabei konsequent sei und telefonisch nachfrage, wenn jemand nicht auftaucht. Mit No-Shows gemeint sind Gäste, die zwar reservieren, aber dann nicht auftauchen.

Sollten Restaurants trotzdem immer noch einen oder mehrere Tische für Laufkundschaft freihalten? «Einen Reservetisch freizuhalten, kann sicher nicht schaden», findet Burkhalter.

Reservierst du im Restaurant, wenn du das nur per Anruf erledigen kannst?

Etwa, wenn es Fehler bei den Reservationen geben sollte oder die Personenzahl plötzlich höher sei. «Ansonsten ist es ja eigentlich wunderbar, wenn man voll ist, oder?»

Denn in diesem Fall habe ich ein Restaurant einiges richtig gemacht. «Und man muss sich sicher nicht entschuldigen dafür; geschweige denn sich dafür mit ‹fehlender Gastfreundschaft› beschimpfen zu lassen.»

Es sei ja auch nicht fehlende Gastfreundschaft, wenn der Flieger am gewünschten Ferien-Datum bereits voll sei.

Kommentare

User #3485 (nicht angemeldet)

Das waren bestimmt Gäste, die dort sonst nie hingehen.

User #192 (nicht angemeldet)

Wie immer diverse kommentare die nichts mit dem Thema zu tun haben. Aber der zbinden findet ein aktives community management immer noch überflüssig

Weiterlesen

Beiz
135 Interaktionen
Leserin staunt
Restaurant
323 Interaktionen
Oftringen AG
Palästina
493 Interaktionen
Linke legten Feuer

MEHR AUS AGGLO BERN

Capital Grizzlys Eishockey
Eishockey
Ditaji Kambundji
3 Interaktionen
Grosser Auftritt
Gemeindeverwaltung Zollikofen
Zollikofen