Der Gender-Gap in der Schweizer Filmszene ist gross: Ungefähr gleich viele Frauen wie Männer absolvieren eine Hochschule. Im Beruf sind sie aber untervertreten.
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Das neue Filmgesetz will ausländische Konzerne dazu bewegen, in die Schweizer Filmindustrie zu investieren. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Bundesamt für Kultur untersuchte den Gender-Gap im Schweizer Filmschaffen.
  • Ungefähr gleich viele Frauen wie Männer absolvieren eine Schweizer Filmhochschule.
  • Im professionellen Filmschaffen allerdings sind die Frauen untervertreten.

Das Bundesamt für Kultur (BAK) hat untersuchen lassen, warum es im Schweizer Filmschaffen einen grossen Gender-Gap gibt. Frappant ist der Unterschied zwischen Studium und Beruf: Ungefähr gleich viele Frauen wie Männer absolvieren eine Schweizer Filmhochschule, danach öffnet sich eine Lücke.

«Frauen sind im professionellen Filmschaffen untervertreten», schreibt das Forschungsbüro Interface. Es führte 2020 eine Studie zur Gleichstellung von Filmschaffenden in der Schweiz im Auftrag des BAK durch. Am diesjährigen Filmfestival Locarno wurden die Resultate vorgestellt.

29 Prozent der Langfilme mit Regisseurinnen

So zählen öffentlich finanzierte Schweizer Langfilme immerhin 35 Prozent Drehbuchautorinnen und Produzentinnen, gerade mal 29 Prozent Regisseurinnen und marginale 13 Prozent Kamerafrauen. Eine Ausnahme sind Montage und Schnitt mit etwas über die Hälfte Frauenanteil.

Beobachtet wird jedoch ein Generationeneffekt: «Bei den jüngeren Filmschaffenden (ab Jahrgang 1980) zeigt sich – mit Ausnahme der Kameraposition – ein ausgewogeneres Bild mit 37 Prozent Regisseurinnen und gar 50 Prozent Produzentinnen.» Steigende Frauenanteile werden auch unter den jüngeren Mitgliedern der Berufsverbände und den angenommenen Fördergesuchen verzeichnet.

Um die Einflussfaktoren auf die ungleichen Verhältnisse zu ergründen, wurden 139 Film-Hochschulabsolventinnen und -absolventen schriftlich befragt und mit 16 Filmschaffenden und 10 Fachleuten (z.B. von Verbänden oder Förderstellen) Interviews geführt.

Für Frauen schwer zugängliches «Buddy-System»

Herauskristallisiert haben sich folgende Karrierehindernisse für Filmemacherinnen: kaum familiengerechte Arbeitsbedingungen, ein schwer zugängliches «Buddy-System» von Männern und ein verbreitetes stereotypisches Rollendenken. Insbesondere die jüngeren Filmschaffenden seien weniger gewillt, sich männlich konnotierten Umgangsformen, Hierarchien und unregelmässigen Arbeitsbedingungen unterzuordnen, um Erfolg zu haben.

Im Schussbericht werden auch Gleichstellungsmassnahmen diskutiert, die es bereits gibt oder die empfehlenswert seien. Sie reichen von Online-Kampagnen über Coaching-Programme bis zu Anreizen in der Kulturförderung. Bei Bundesgeldern beispielsweise sind seit 2020 die Kosten für die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen anrechenbar. Welche Massnahmen die Vielfalt tatsächlich erhöhen, müssten weitere Untersuchungen zeigen.

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