Avenir Suisse fordert umfassende Reform der Post
Avenir Suisse fordert eine umfassende Reform der Post. Die heutige Organisation mit einer Bank, einem Busunternehmen und digitalen Diensten sei zu komplex.

Das Wichtigste in Kürze
- Avenir Suisse fordert eine Aufspaltung der Post und die Privatisierung einzelner Bereiche.
- Der Konzern soll sich auf die Kerngeschäfte konzentrieren.
- Die Ausweitung auf digitale Dienste & Postauto sei laut Analyse ein Fehlweg mit Verlusten.
Dazu gehöre eine politische Entflechtung und eine Fokussierung auf das Kerngeschäft, aber auch eine Trennung von der Postauto-Sparte und der Postfinance, argumentiert die Denkfabrik. Die Post brauche eine strategische Neuausrichtung, heisst es in der am Montag veröffentlichten Analyse von Avenir Suisse. Die heutige Organisation mit einer Bank, einem Busunternehmen und digitalen Diensten sei zu komplex.
Im Zentrum der Reform müsse die unternehmerische Freiheit mit einer konsequenten Ausrichtung auf das Kerngeschäft stehen: den physischen Transport von Informationen und Gütern in der ganzen Schweiz. Freiheit heisse, dass die Post nicht «von überholten politischen Vorgaben ausgebremst» werde.
Dazu brauche es eine neue Unternehmensführung (Governance), die der Post zwar Leitplanken setze, die enge Verflechtung von Politik, Verwaltung und Unternehmen aber durchbreche. Der Postkonzern müsse aufgeteilt werden mit anschliessender Privatisierung gewisser Unternehmensteile.
Ehemalige Monopolisten würden am besten durch die Konkurrenz in Schach gehalten, schreibt Avenir Suisse. Bei Massensendungen gebe es Potenzial für Wettbewerb, doch müsse dafür das Restmonopol bei Briefen fallen. Und der Paketmarkt brauche keine staatlichen Auflagen mehr.

Die Aufspaltung der PTT – der damaligen Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe – sei aus heutiger Sicht ein richtiger Schritt gewesen, so Avenir Suisse. Knapp 30 Jahre später sei die Politik wegen des Strukturwandels wieder gefordert. Wolle sie die Schweizerische Post in die Zukunft überführen, seien mutige Schritte gefragt. Wiederum sei eine Aufspaltung der einzelnen Unternehmenseinheiten der richtige Weg.
Post droht zum Sanierungsfall zu werden
Die Schweizerische Post sei in ihrem Kernbereich top. Bei der Qualität und der Zuverlässigkeit belege sie laut dem Weltpostverein regelmässig den Spitzenplatz. Doch dieses Geschäft schrumpfe. Die Briefmengen würden sinken, klassische Filialen würden immer weniger genutzt.
Werde diese Entwicklung nicht angegangen, drohe die Post zum Sanierungsfall zu werden, warnt Avenir Suisse. Aber statt die Herausforderung gezielt anzupacken, habe sich die Politik beim Bundesbetrieb über die letzten Jahre verzettelt.

So habe der Bundesrat nach und nach den Weg für eine Expansion in Geschäftsfelder geebnet, die mit der postalischen Grundversorgung kaum noch etwas zu tun haben. Die Post habe versucht, das schrumpfende Kerngeschäft mit einer Einkaufstour in neuen Bereichen zu kompensieren – sie habe Firmen für Cybersicherheit, Unternehmenssoftware und Cloud-Dienste übernommen.
Doch es zeichne sich ab, dass dieser Weg in eine Sackgasse führe, bilanziert Avenir Suisse. Die Zukäufe seien bisher ein Verlustgeschäft und führten vermehrt zu Konflikten mit privaten Anbietern.