Ein Wirtschaftsexperte von Avenir Suisse stellt die Bauernproteste infrage. Er behauptet, es gehe den Landwirten besser als dargestellt.
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Landwirte fuhren am 9. März in Wolhusen LU mit rund 125 Traktoren auf. An der Kundgebung forderten sie faire Preise und mehr Wertschätzung. (Archivbild) - sda - Keystone/URS FLUEELER

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bauernproteste aus dem nahen Ausland haben auch die Schweiz erreicht.
  • Ein Ökonom übt nun Kritik – er findet, den meisten Bauern gehe es gut.
  • Er sagt: «Ich frage mich schon, weshalb genau sie nun protestieren.»
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Die Lage der Landwirte in der Schweiz ist nach Ansicht der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse besser als im Zuge der Bauernproteste vorgegeben. «Vielen Bauern läuft es blendend», sagte Avenir-Suisse-Ökonom Patrick Dümmler den Tamedia-Zeitungen vom Samstag.

«Die Protestführer zeichnen das Bild der armen Bauernfamilien. Doch das ist nur ein Teil der Realität», sagte Dümmler. Das Gesamteinkommen habe 2021 pro Hof über 111'000 Franken erreicht – einen bisherigen Höchstwert. «Den Bauern ist es in den letzten zehn, fünfzehn Jahren sehr gut ergangen. Ich frage mich schon, weshalb genau sie nun protestieren.»

Ein Blick auf die Einkommensentwicklung

Die Bauernlobby verschweige, dass es mit dem «Bauernhofsterben» immer weniger Subventions-Empfänger gebe. Pro Hof bleibe damit mehr übrig. Die Einkommen seien seit 2015 im Durchschnitt um ein Drittel gestiegen – und damit fünfmal stärker, als es bei den Haushalten ausserhalb der Landwirtschaft der Fall gewesen sei, sagte Dümmler.

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Der Agrarexperte sah Parallelen zum Abstimmungskampf zur 13. AHV-Rente. Da habe die linke Seite jene Rentner ins Scheinwerferlicht gestellt, denen es tatsächlich nicht gut gehe, und verschwiegen, dass es der Mehrheit der Rentner noch nie so gut gegangen sei wie heute.

Unsicherheit in der Agrarpolitik

Die Bauern seien allerdings verunsichert, weil sie nicht wüssten, wie es mit der Agrarpolitik weitergehe. Sie wollten finanzielle Kürzungen abwehren und Strukturerhaltung betrieben. Von der Politik erwartete Dümmler eine Reform der «bürokratischen und protektionistischen» Agrarpolitik, die mehr Marktwirtschaft und Innovationen zulassen müsse.

Die Sparpläne des Bundesrats begrüsste er, Potenzial ortete er etwa bei umweltschädlichen Subventionen.

In der Schweiz sind in den vergangenen Wochen hunderte Landwirte in zahlreichen Orten mit Traktoren aufgefahren und haben für bessere Arbeitsbedingungen protestiert.

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