Im Juni findet auf dem Bürgenstock der Friedensgipfel für die Ukraine statt. Als ein Nau.ch-Reporter sich vor Ort umsehen will, wird er verjagt.
Als ein Nau.ch-Reporter sich beim Bürgenstock-Resort umschaut, wird er weg geschickt. - Nau.ch / Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Juni werden hochrangige Regierungsvertreter aus aller Welt in die Schweiz reisen.
  • Um das Bürgenstock-Resort wird es deshalb hohe Sicherheitsvorkehrungen geben.
  • Schon jetzt ist man offenbar vorsichtig – ein Reporter wird vom Gelände geschickt.
  • Ein Anwohner erklärt gegenüber Nau.ch, er schaue dem Gipfel «kritisch entgegen».
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Seit Mittwoch ist es offiziell: Die Schweiz veranstaltet Mitte Juni einen Friedensgipfel zum Ukraine-Krieg im Bürgenstock-Resort im Kanton Nidwalden. Mit dabei ist unter anderem US-Präsident Joe Biden. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskjy soll kommen.

Ein Nau.ch-Reporter will sich am Freitagmorgen vor Ort umschauen – hat die Rechnung aber ohne die Security gemacht.

Denn als er vor dem Luxusresort Fotos macht, kommt plötzlich ein Sicherheitsmitarbeiter auf einem Golfwägeli angefahren. Dieser weist Leuthold an, er müsse weg. Denn es handle sich um «ein Privatgrundstück» – welches sich übrigens bis zur Feuerwehr im Dorf erstrecke.

Doch es kommt noch dicker: Sogar als der Reporter privat ins Hotel rein will, wird ihm vom Security der Zutritt verweigert. Die Nerven auf dem Bürgenstock liegen offenbar schon blank.

Was ist los? Beim Bürgenstock-Resort entschuldigt man sich für die falsche Angabe des Securitys. Man gehe von einem «Missverständnis» aus.

Man werde «intern entsprechende Massnahmen ergreifen, damit dies in Zukunft nicht mehr passiert».

Das Hotel sei natürlich für alle geöffnet. «Auch hier bedauern wir die vermeintlich gemachte Aussage», heisst es.

Ist der Bürgenstock aufgrund des Friedensgipfels also schon in Alarmbereitschaft? Möglich. Schliesslich sollen hochrangige Gäste aus aller Welt eingeladen werden.

Die USA haben ihre Teilnahme gegenüber dem EDA bereits bestätigt. Dementsprechend gross wird auch das Sicherheitsaufgebot: Die Kantonspolizei Nidwalden, die Luzerner Polizei, die Armee sowie weitere Polizeikorps werden im Einsatz stehen.

«Diverse kritische Stimmen»

In Obbürgen NW hält sich die Freude über den Friedensgipfel in der Nachbarschaft in Grenzen. «Ich schaue dem kritisch entgegen», sagt ein Anwohner, der anonym bleiben will, gegenüber Nau.ch. «Ich denke, dass wir vom Dorf direkt betroffen sind und die anderen vom Kanton vermutlich weniger.»

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Nau.ch hat mit Anwohnern in Obbürgen NW darüber gesprochen, was sie vom Friedensgipfel auf dem Bürgenstock halten.
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Der Gipfel findet am 15. und 16. Juni im Bürgenstock-Resort statt.
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Manche Anwohner befürchten jetzt «Einschnitte».

Es werde sicher Einschnitte für das Dorf geben, hält er fest. Zum Beispiel, wenn es darum geht, nach Hause zu fahren: «Dann muss man sich rechtfertigen, dass man hier wohnt.» Schlussendlich würde man vor «vollendete Tatsachen gestellt».

Der Ukraine-Gipfel beschäftigt die Dorfbewohner. «Was ich gehört habe, sind diverse kritische Stimmen», so der Anwohner und fügt hinzu: «Wenn man es ganz kritisch anschaut, ist es auch ein bisschen eine tickende Zeitbombe da oben. Man weiss ja nie, wie gut man das abriegeln kann und was die Absichten der anderen Nationen sind.»

Es bestehe ein «potenzielles Risiko, das man sonst nicht hätte».

«Militär will Kanonen auf Land stationieren»

Ein anderer Anwohner, Bauer Ruedi, glaubt hingegen nicht, dass der Gipfel auf dem Bürgenstock grosse negative Auswirkungen auf Obbürgen haben wird.

«Wenn es einen Verkehrskonvoi gibt, wird vielleicht die Strasse gesperrt», meint er. Aber das werde schon gehen. Das grosse Sicherheitsaufgebot sei in der «heutigen Welt» halt notwendig.

Interview mit einem Anwohner aus Obbürgen NW. - Nau.ch/Nico Leuthold

Er erzählt: «Ein Kollege von mir hat mit dem Militär Kontakt gehabt. Weil sie auf seinem Land zwei Kanonen stationieren wollen, um den Luftraum zu schützen.»

Waren Sie schon mal auf dem Bürgenstock?

Die Augen der ganzen Welt werden im Juni auf den Bürgenstock gerichtet sein. Dass die Region durch den hochrangigen Gipfel noch bekannter wird als ohnehin schon, müsse jedoch nicht sein, findet Ruedi. Ansonsten werde man vielleicht «nochmal überschwemmt mit Massentouristen».

Abschliessend hält er fest: «Ich hoffe einfach, dass es für die Ukrainer wenigstens etwas Positives bewirkt.»

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