Arbeitnehmer verstehen bei der beruflichen Vorsorge nur Bahnhof
Fehlannahmen und falsches Selbstvertrauen führen zu riskanten Entscheidungen. Wer sich nicht beraten lässt, wählt oft die teurere oder unklügere Variante.

Das Wichtigste in Kürze
- Viele Erwerbstätige überschätzen laut einer Studie ihr Wissen zur Altersvorsorge.
- Falsche Annahmen zur Säule 3a oder Pensionskasse führen zu Fehlentscheiden.
- Rund 60 Prozent erwarten zu wenig Geld aus AHV und Pensionskasse im Alter.
Eine Studie der Hochschule Luzern zeigt: Viele Erwerbstätige in der Schweiz überschätzen ihr Wissen zur beruflichen Vorsorge und treffen dadurch womöglich falsche Entscheidungen.
Über 1200 Personen wurden zu Themen rund um Pensionskasse und Säule 3a befragt. Auffällig ist, dass viele Befragte zwar glauben, die richtige Antwort zu kennen. Tatsächlich liegen sie aber falsch – häufiger als sie «weiss nicht» angeben.
Falsche Annahmen zu Säule 3a und Pensionskasse
Beispiele für Wissenslücken betreffen etwa die Voraussetzungen für Einzahlungen in die Säule 3a (nur für Erwerbstätige möglich). Oder die Annahme, dass Pensionskassenguthaben im Todesfall automatisch vollständig an Partner gehen.
Wer seine Unwissenheit nicht erkennt, informiert sich oft nicht – mit potenziell gravierenden Folgen, so die Studienautorinnen und -autoren.
Hinzu kommt ein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber dem System: Rund die Hälfte der Befragten hat wenig Vertrauen in die berufliche Altersvorsorge. 60 Prozent erwarten im Alter nicht genug Geld aus AHV und Pensionskasse.
Zwei Drittel würden eher in die Säule 3a einzahlen als freiwillig in die Pensionskasse investieren. Verwaltungskosten gelten für viele als zu hoch und nicht gerechtfertigt.
Unterschiedliche Präferenzen beim Kapitalbezug
Beim geplanten Bezug des Alterskapitals bevorzugen 47 Prozent eine Kombination aus Rente und Kapital. 23 Prozent möchten eine reine Rente und 13 Prozent nur Kapital.
Wer ausschliesslich Kapital will, nennt vor allem finanzielle Flexibilität als Grund (53 Prozent). Dahinter folgen Steuerersparnisse und der Wunsch nach mehr Kapital im Alter (je 45 Prozent).
Grosse Nachfrage besteht nach Beratung, insbesondere zur Form des Kapitalbezugs. Die Studie zeigt: Wer sich extern beraten lässt, wählt öfter eine Mischform. Ohne Beratung wird häufiger nur Kapital bezogen.
Insgesamt fordern die Studienautorinnen und -autoren mehr Information für die Bevölkerung, um fundierte Altersvorsorge-Entscheidungen zu ermöglichen.