Freundschaftsnetze tragen Wissen effizient weiter

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Honduras,

Eine Analyse aus den USA zeigt, dass die Informationen von einzelnen Personen fast genauso wirksam sein kann wie die Informationen von vielen.

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Ein Smartphone-Nutzer. (Symbolbild) - Nau.ch / Simone Imhof

US-Forscher haben die Rolle sozialer Netzwerke bei der Verbreitung wichtiger Informationen untersucht. Ihre Analyse zeigt: Die Information einzelner Personen kann fast genauso effektiv sein wie die breite Information aller.

Angenommen es gäbe ein Dorf, dessen Einwohnerinnen und Einwohner mit Informationen zu Impfungen versorgt werden sollen, während die Ressourcen nicht ausreichen, um jeden Einzelnen zu erreichen: «Welche Leute sollte man auswählen, sodass sich die Informationen durch das ganze Dorf ausbreiten können?», fragte der US-Mediziner und Soziologe Nicholas Christakis im Gespräch mit der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

«Wir konnten mit vielen Experimenten beweisen, dass man strukturell wichtige Personen im Netzwerk identifizieren und auf sie abzielen kann und dass sich Wissen daraufhin verbreitet», sagte der Leiter des «Human Nature Lab» an der Yale University (USA) im Vorfeld der gemeinsamen Veranstaltung des Wiener Complexity Science Hub (CSH) und der Medizinischen Universität Wien vom Montag. Wenn dafür allerdings das Kartieren der Beziehungen von beispielsweise einer ganzen Dorf-Community erforderlich wäre, müsste man sehr viel Geld und Zeit investieren.

Deswegen haben die Forschenden mit einem «Trick» experimentiert – dem Freundschaftsparadoxon: «Dieses besagt, dass deine Freunde mehr Freunde haben als du», erklärte Christakis. Der Freund einer zufällig gewählten Person habe demnach wegen der Struktur sozialer Netzwerke eine höhere Wahrscheinlichkeit, mehr Verbindungen und Einfluss innerhalb des Netzwerkes zu haben als die zufällig gewählte Person.

Ein befreundetes Individuum wird zufällig herausgepickt

In dem Fall des Dorfes würde es so funktionieren: Bei beispielsweise 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern wählt man zufällig zehn Leute aus, die ihre Freunde aufzählen. Pro Person müsse dann jeweils ein befreundetes Individuum zufällig herausgepickt werden, dem man die Informationen liefert.

Bei einer Studie im isolierten westlichen Hochland von Honduras testeten Christakis und sein Team einen solchen Algorithmus zur Nominierung von Freunden in einer Kontrollstudie mit 24'702 Menschen in 176 Dörfern. Die durchgeführte Intervention umfasste ein 22-monatiges Bildungsprogramm zu vielfältigen Gesundheitsthemen, unter anderem zur Wichtigkeit des Stillens von Neugeborenen und von Schwangerschaftsvorsorge sowie der richtigen Behandlung von Durchfall bei Kindern.

Dabei wurde variiert, wie viele Haushalte die Informationen bekamen und ob sie an zufällig gewählte Personen oder deren Freunde geliefert wurden. 113 der 117 durchgeführten Analysen hätten gezeigt, dass die Nominierung von Freunden und das zufällige Auswählen der Ziele in Bezug auf Wissensstand, Einstellungen und Handlungsweisen nahezu genauso effektiv ist, wie die gesamte Bevölkerung zu informieren.

Bei rund einem Drittel war die Freundschaftsnominierung effizienter, was sich in Folge etwa an geringeren Behandlungszahlen durch bessere Aufklärung zeigte. Ausserdem verbreiteten sich Informationen und leicht auszuführende Gewohnheiten mit dieser Methode besser. Die Studie deute so darauf hin, dass solche Interventionen mit relativ wenig Aufwand bei immerhin 20 Prozent der Haushalte dieselben Ergebnisse erzielen können wie Interventionen bei allen Haushalten.

Weitere Herangehensweise

«Zwischenmenschliche Verbindungen sind wichtig», betonte der Forscher. «Ob eine Gruppe reich oder arm, kooperativ oder geizig, gesund oder ungesund, oder innovativ oder nicht innovativ ist, hängt nicht nur von den Individuen innerhalb der Gruppe ab, sondern auch davon, wie sie innerhalb der Gruppe verbunden sind.»

Das Wissen um diesen Umstand könne man diagnostisch oder aber therapeutisch nutzen. Die Art von Interventionen, auf die die Forschenden in Honduras gesetzt haben, könne man als Beeinflussung von «sozialer Ansteckung» bezeichnen, erklärte Christakis. Dabei werde der Fluss von Informationen, Ideen oder aber etwa auch von ansteckenden Keimen in schon existierenden sozialen Strukturen manipuliert.

Eine zweite Herangehensweise sei, das Netzwerk «neu zu verkabeln», also neue Verbindungen zwischen Leuten herzustellen. Organisationen wie die Anonymen Alkoholiker nannte der Forscher als Beispiel hierfür: Eine Gruppe von Leuten kennt sich im Vorhinein nicht und erst durch die Verbindung miteinander gewinnen sie die Eigenschaft, besser abstinent bleiben zu können.

Eine dritte Möglichkeit wäre, die Position von Personen innerhalb eines Netzwerks zu manipulieren – man könne sich etwa vorstellen, wie eine Schulklasse besser lernt, wenn man gute Schüler nicht vorne und Schlechtere nicht hinten im Klassenraum positioniert, sondern mit den Sitzplätzen experimentiert. «Dabei bleibt die Gruppe sowie das Talent der Individuen gleich, aber die Lernerfolge können sich verbessern», so Christakis.

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Kommentare

User #1950 (nicht angemeldet)

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