Nach Gewinn im Lotto: Geld kann zur Tragödie werden
Eine britische Lottogewinnerin hasste ihren Millionengewinn. Jetzt ist sie tot. Auch andere Lottomillionäre gingen durch die Hölle.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Lottogewinn zerstörte das Leben einer arbeitslosen Nordirin.
- Auch der erste Schweizer Lottokönig starb einsam und verarmt.
- Als Lottogewinner sollte man sich besser nicht outen.
Margaret Loughrey (†56) knackte vor acht Jahren den EuroMillions-Jackpot und kassierte 27 Millionen Pfund (34 Millionen Franken). Bis dahin war die Nordirin arbeitslos gewesen und bekam wöchentlich 58 Pfund Sozialhilfe, unglücklich war sie aber nicht. Nach dem Lottogewinn stürzte sie ab. «Falls es eine Hölle gibt, bin ich dort», sagte sie vor zwei Jahren.
Am Donnerstag wurde Loughrey tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Vom Millionengewinn sind laut «Daily Mail» noch rund fünf Millionen Pfund übrig. Neben Investitionen in Häuser, ein Pub und einen Freizeitpark spendete sie rund die Hälfte des Gewinns für wohltätige Zwecke. Auch mehrere Verwandte bekamen je eine Million Pfund.
Ihr seien «Millionen gestohlen» worden, sagte die Lottokönigin einmal. Sie bereue, im Lotto gewonnen zu haben. «Zuvor war ich glücklich. Das Geld hat mein Leben zerstört.»
Erster Schweizer Lottokönig starb verarmt
Die Nordirin ist nicht die Einzige, der die Lottomillionen kein Glück brachten. Auch in der Schweiz gab es Lottomillionäre, die am vielen Geld verzweifelten. Der berühmteste war gleichzeitig auch der erste: 1979 gewann Werner Bruni (†78) 1,7 Millionen Franken, damals ein Riesenvermögen.

Der Installateur aus Spiez BE verspekulierte sich dann mit einem Mehrfamilienhaus und setzte seinen Gewinn in den Sand. Sieben Jahre später war Bruni pleite und musste Konkurs anmelden. Auch seine Ehe zerbrach. 2010 veröffentlichte er das Buch «Lottokönig: Einmal Millionär und zurück». Bis zu seinem Tod lebte der erste Schweizer Lottokönig von der AHV und Zusatzleistungen.
Besser nicht outen
Bruni hatte sich nicht selber als Lottogewinner geoutet. Sein damaliger Chef rief den «Blick» an. In der Schweiz bleiben die meisten Lottogewinner geheim. «In der Regel kommt es nicht gut, wenn man sich outet», sagt Swisslos-Sprecher Willy Mesmer. Die meisten Lottogewinner muss Mesmer nicht vor diesem Schritt warnen. «Die wichtigste Frage, die uns Lottogewinner stellen, ist: Können Sie garantieren, dass ich anonym bleibe?»
Auch Ratschläge, wie sie mit dem Geldsegen umgehen sollen, brauchen die meisten Lottogewinner in der Schweiz nicht. «Sie haben das Gefühl, es im Griff zu haben und sagen uns, dass sie keine Hilfe brauchen», sagt Mesmer. Und noch etwas Erstaunliches: «Die wenigsten zügeln wegen der Steuern an einen anderen Ort», sagt Mesmer. «Sie wollen ihre Kinder nicht aus der Schule und ihrem Kollegenkreis reissen.»
Gerüchte um Gewinner im Wallis
2005 knackte ein junger, in der Schweiz wohnhafter Portugiese den EuroMillions-Jackpot. Ricardo, der auf der Baustelle im Lötschberg arbeitete und gerade Vater geworden war, kaufte sich mit den 99 Millionen Franken einen Ferrari und raste Richtung Heimat.
Dabei soll er im neuen Flitzer verunfallt sein, schrieb die Zeitung «Le Matin», und liege mit gebrochenen Beinen in einer Privatklinik. Andere Gerüchte besagten, der Mann sei beim Unfall ums Leben gekommen. Es hiess auch, Ricardo sei in eine psychiatrische Klinik im Wallis eingeliefert. Grund: Die astronomische Gewinnsumme habe den Bauarbeiter überfordert.
Quad-Bike-Horrorunfall
In den USA und in Grossbritannien outen sich Lottomillionäre immer wieder. Zu den Bekanntesten gehören Gillian (47) und Adrian (49) Bayford. Das englische Ehepaar knackte 2012 den EuroMillions-Jackpot. Umgerechnet 229 Millionen Franken kassierten die beiden. Sie wollten bodenständig bleiben. Doch dann kauften sie sich ein Neun-Millionen-Anwesen und Luxusautos.

15 Monate nach dem Gewinn zerbrach auch ihre Ehe. Letzte Woche donnerte der Sohn (13) der beiden mit einem Quad-Bike in ein Auto, das seine Schwester (13) auf dem Anwesen des Vaters steuerte. Der lebensgefährlich verletzte Teenager ist inzwischen zwar wieder aus dem Koma erwacht. Doch Vater Adrian plagen nun heftige Schuldgefühle.
Der Amerikaner Jack Whittaker war 55, als er an Weihnachten 2002 im Lotto 315 Millionen US-Dollar gewann. Dann setzte eine Pechsträhne ein: Neben Verhaftungen und Familiendramen schlug auch der Tod zu. Die Enkelin starb an Drogen und auch seine Tochter kam unter mysteriösen Umständen ums Leben. Whittaker sagte einmal, er hätte lieber nicht im Lotto gewonnen. Er starb letztes Jahr im Alter von 72 Jahren.
Trotz Kohle schleppen glücklich
Einen selten dramatischen Absturz erlebte der Engländer Michael Carroll. Der damalige Müllmann knackte als 19-Jähriger 2002 mit einem 1-Pfund-Los den Jackpot. Als er seinen Gewinn von umgerechnet mehr als zehn Millionen Franken abholte, trug er eine elektronische Fussfessel für straffällig Gewordene.

Ab dann gab es Kokain und Wodka zum Frühstück. Carroll vertrieb sich die Zeit mit Prostituierten, teuren Autos und Häusern. 2013 war auch er pleite. Heute schleppt Carroll zehn Stunden am Tag Kohlensäcke. Trotzdem ist er happy. «Ich hatte die zehn besten Jahre meines Lebens – für nur ein Pfund. Nichts ist schiefgegangen», sagte er dem «Mirror».