«Learn4Life»: Gratis-Nachhilfe für Berner Schüler
Seit August 2025 bekommen Schülerinnen und Schüler der Stadt Bern, die zusätzliche Unterstützung brauchen, eine besondere Chance.

Nicht alle Kinder haben zu Hause die Unterstützung, die sie für den Schulalltag brauchen. Die Lernbegleitung schliesst diese Lücke: Seit August 2025 ist sie für Schülerinnen und Schüler der Stadt Bern sogar gratis, wenn deren Lehrperson besonderen Bedarf feststellt.
Das kostenlose Angebot ist das Resultat einer neuen Partnerschaft zwischen der Stadt Bern und der unabhängigen Nonprofit-Organisation «Learn4Life».
Es richtet sich an Kinder und Jugendliche, die sowohl beim Lernen als auch in der Selbstorganisation Unterstützung brauchen und diese im privaten Umfeld nicht ausreichend erhalten.
Voraussetzung für die kostenlose Teilnahme ist die Feststellung des Unterstützungsbedarfs durch die Klassenlehrperson. Mit dieser Empfehlung können Familien die Lernbegleitung der «Learn4Life» 20 Wochen lang – jeweils eine Doppellektion pro Woche – kostenlos nutzen.
Ohne Empfehlung steht das Angebot allen Familien zu regulären Preisen von 17.50 Franken pro Lektion offen – auch ausserhalb der Stadt Bern.

Die neue Partnerschaft zwischen der «Learn4Life» und der Stadt Bern ist zunächst auf das Jahr 2025 beschränkt. Beim kostenlosen Angebot handelt es sich folglich um eine Übergangslösung.
Grund dafür ist der Aufgaben- und Finanzplan 2026 bis 2029 der Stadt Bern: Vorbehaltlich der Zustimmung von Stadtrat und Bevölkerung wird die subventionierte Variante der Lernbegleitung 2026 aus finanziellen Gründen pausiert. Ab 2027 soll sie wieder starten.
Über die zukünftige Organisation informiert die Stadt frühzeitig. Im Falle dieser Pause können finanziell benachteiligte Familien Unterstützung bei der Sozialhilfe oder anderen sozialen Institutionen beantragen.
Lernen fürs Leben
Der Unterricht der «Learn4Life» findet in Kleingruppen von drei Schülern statt, orientiert sich an einem bewährten Lernsystem und legt den Fokus auf die Entwicklung von Selbstständigkeit. Ein Begleitheft sorgt für den Austausch zwischen «Learn4Life», Eltern und Lehrpersonen.
Eltern können beim Aufnahmegespräch den Standort und aus mehreren Nachmittags- oder Samstagsterminen auswählen. Auch Online-Unterricht ist möglich. Einzig die Anreise organisieren die Eltern selbst.
Der neue Standort «Learn4Life Bern West» ist im Untergeschoss des Zentrums St. Mauritius geplant. «Wir möchten auch dort ein hervorragendes Unterrichtserlebnis schaffen. Dafür wird ein grosszügiger Betrag in die Sanierung und Einrichtung investiert», sagt dazu «Learn4Life»-Geschäftsleiter Stefan Stuck.
Der Start ist nach den Herbstferien am 13. Oktober 2025 vorgesehen, hängt jedoch vom Abschluss der Bauarbeiten ab. «Falls sich die Sanierung verzögert, legen wir am 5. Januar 2026 los.»
Am Standort Bern West können maximal 24 Kinder gleichzeitig lernen. Durch den Betrieb an sechs Tagen pro Woche mit drei Zeitfenstern pro Tag, will «Learn4Life» bis zu 400 zusätzliche Schülerinnen und Schüler pro Woche unterstützen können.
«Schon jetzt lernen in Köniz und Ostermundigen wöchentlich rund 450 Kinder bei uns. Die Nachfrage aus Bern West ist dabei besonders hoch. Wir rechnen mit einem regelrechten Ansturm», so Stuck.
Erfolgreich und bewährt
«Learn4Life Bern West» wird nach dem erfolgreichen Modell des Standorts Ostermundigen aufgebaut, der im Januar 2023 startete und voraussichtlich 2026 selbsttragend sein wird.
«Learn4Life» arbeitet seit der Gründung im Jahr 2004 selbstständig und konfessionell neutral, erhält aber für einzelne Projekte und Investitionen gezielte Unterstützung von Partnern, die das Engagement erkennen und ohne Gegenleistung unterstützen wollen.

Hauptpartner ist seit einigen Jahren die katholische Kirche Region Bern, die sich mit ihrem Projekt «Bärner Härz» für Chancengleichheit einsetzt. «Diese Kooperationen ermöglichen uns, schneller und risikofrei neue Standorte zu eröffnen und mehr Kindern faire Bildungschancen zu bieten», betont Stuck.
So kann die «Learn4Life» an ihren neuen Standorten in Ostermundigen und Bern West von kostenfreien Räumlichkeiten der katholischen Kirche profitieren, bis der jeweilige Standort kostendeckend ist.
Ein weiteres Beispiel sind die erwähnten Sanierungsarbeiten, die ebenfalls vollständig von der katholischen Kirche übernommen werden. «Dennoch bleiben wir natürlich konfessionell neutral.»
Chancen für alle
«Uns ist wichtig, dass jedes Kind die Möglichkeit bekommt, sein Potenzial zu entfalten, und zwar unabhängig davon, welche Unterstützung es zu Hause hat», sagt Stefan Stuck. «Unsere neue Partnerschaft mit der Stadt Bern schafft für zahlreiche weitere Kinder mit Unterstützungsbedarf echten Rückenwind.»