Bern: Mit dem «Mosaik» schliesst ein weiteres Altstadt-«Lädeli»
Das legendäre «Mosaik» an der Berner Rathausgasse schliesst Ende Jahr. In Ali-Baba-Atmosphäre verkaufte Monique Lazic Handwerk aus aller Welt – auch an Promis.

Das Wichtigste in Kürze
- Das «Mosaik» in der Berner Altstadt schliesst Ende Jahr.
- Das Geschäft mit Gegenständen aus anderen Kulturen hatte treue und prominente Kunden.
- Zum Schluss stellt Inhaberin Monique Lazic Plastiken ihres Vaters Jakob Engler aus.
Das «Mosaik» war während eines Vierteljahrhunderts ein ganz besonderer Laden an der Berner Rathausgasse 36.
Das kleine, intime Lokal erinnerte an Ali Babas Schatzhöhle aus den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht. Afrikanische Fetische, Masken und Statuen, Asiatika, Buddha-Darstellungen, einfache Ethno-Möbel aus Holz, handgewebte Stoffe und Schmuck strahlten exotisches Flair aus.

Monique Lazic kam einst aus Basel in die Bundesstadt, was man ihrem Dialekt noch heute anhört. Trotzdem ist sie längst eine feste Grösse in der Berner Altstadt. Über die Jahre erwarb das «Mosaik» eine treue Stammkundschaft, zu der Tout Berne gehörte, aber auch ausländische Prominenz.
So erinnert sich Monique an den Besuch von Jeremy Irons, der begeistert war und etwas kaufte. Der Filmstar hielt sich in Bern für die Premiere des Films «Nachtzug nach Lissabon» auf. Er spielte im Film die männliche Hauptrolle.
Nachfolgeregelung kein Thema
Auf Ende Jahr schliesst Monique Lazic ihr «Mosaik». Der Entscheid fiel nicht aus wirtschaftlichen Gründen, betont sie: «Ich bin 65, mein Mann ist pensioniert. Es muss in meinem Leben noch einen Ruck geben.»
Eine Nachfolgeregelung sei nicht möglich gewesen, sagt sie: «Dafür ist mein Laden viel zu individualistisch.»
Objekte, die Monique Lazic im «Mosaik» präsentierte, bezog sie direkt aus den Herkunftsländern, wofür sie mit Verkäufern langjährige Kontakte pflegte. Statt fliessbandgefertigte Souvenirs, die man auf Reisen zusammenkauft und oft aus China stammen, bekam man im Laden echte, unverfälschte Stücke.
Das war allerdings ein weiterer Grund, das «Mosaik» zu schliessen: Es wurde immer schwieriger, authentische Ware zu finden. «Ich hätte Kompromisse machen müssen, die mir nicht passen. Ich will nicht auch noch Seife, Parfüm, Räucherstäbchen, Duftkerzen und Olivenöl verkaufen müssen.»

Viele Kundinnen und Kunden, die kamen, um im «Mosaik» Neues zu entdecken und sich inspirieren zu lassen, bedauern die Schliessung.
Ganz verzichten auf Monique Lazics Kunstgewerbe müssen sie allerdings nicht: Auf Bestellung wird sie weiterhin Schmuck herstellen. Sie, die sich als «Old School» bezeichnet, wird sich für den Kontakt mit den Kundinnen sogar erstmals ein Handy zulegen.
Hommage an den Vater
Bevor das intime Ladenlokal eine neue Bestimmung erhält, planen die Schwestern Monique Lazic und Pia Jaggi-Engler einen letzten Höhepunkt: Sie organisieren eine Ausstellung.

Vom 5. bis 22. Februar stellen sie Werke aus dem Nachlass von Jakob Engler aus, dem Vater der beiden Frauen.
Engler war ein bekannter Basler Bildhauer und Eisenplastiker. Er starb im Februar 2025 fast 92-jährig. Jakob Engler, von Freunden «Joggi» genannt, hatte eine Lehre als Holzbildhauer absolviert. Danach hatte er sich an der Kunstgewerbeschule Basel und in der Bildhauerklasse der Pariser École nationale supérieure des Beaux-Arts weitergebildet. Sein Schaffen erstreckte sich über mehr als sechs Jahrzehnte.
Englers Werke entwickelten sich von gegenständlichen Formen hin zur Abstraktion. Gekennzeichnet war seine Kunst durch eine Vielfalt an Formen und Materialien. Bekannt wurde er aber vor allem für seine Skulpturen, die Materialien wie Eisen, Stein und Terrakotta miteinander verbinden.
Beitrag gegen das Vergessen
Englers Skulpturen wurden an vielen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Sie stehen im öffentlichen Raum – so etwa in Parks, Schulhäusern, Kirchen und Industriegebäuden. Zudem sind sie in Museen und Privatsammlungen präsent. Er wurde dafür mit einigen renommierten Kunstpreisen ausgezeichnet.
Noch heute kennt man Jakob Engler für seine handwerkliche Präzision, seine künstlerische Innovation und Schaffenskraft und die Relevanz seines Schaffens. «Mit der Ausstellung wollen wir dazu beitragen, dass Vaters Kunst nicht vergessen wird», sagt Monique Lazic.
Die Ausstellung ist zwischen 5. und 22. Februar jeweils Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Die ausgestellten Werke können auch erworben werden.








