«100 000 Passagiere sollten möglich sein»

Mit der Sommersaison 2025 ist Urs Ryf, CEO des Berner Flughafens, bis jetzt mehr als zufrieden. Doch er glaubt, auf dem Belpmoos sei noch deutlich mehr möglich.

Urs Ryf Flughafen Belp
Obwohl er mit der Sommersaison 2025 bis jetzt zufrieden ist, glaubt CEO Urs Ryf, dass auf dem Belpmoos noch mehr möglich wäre. - Daniel Zaugg

BärnerBär Urs Ryf, die Reiseveranstalter bieten in dieser Saison 14 Destinationen an, 4 davon sind neu. Welches Zwischenfazit ziehen Sie?

Urs Ryf: Ein sehr gutes. Nachfrage und Auslastung sind hoch, die Buchungen bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau wie letztes Jahr.

BärnerBär: Welches der neuen Ziele zieht am meisten Menschen an?

Urs Ryf: Definitiv Monastir, es performt in einem ähnlichen Rahmen wie Djerba im letzten Jahr – zwei Destinationen in Tunesien also, die auf Anhieb auf reges Interesse stiessen.

BärnerBär: Haben Sie eine Erklärung dafür?

Urs Ryf: Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr attraktiv, die Reisezeit kurz. Freude machten auch die Kanal-Inseln Jersey und Guernsey, die im Frühling vier Wochen lang als Testlauf angeboten wurden. Die Erwartungen wurden deutlich übertroffen, weshalb der Veranstalter bereits bestätigt hat, Jersey und Guernsey 2026 erneut ins Programm aufzunehmen. Dann allerdings schon sieben Wochen im Frühling und möglicherweise im Herbst nochmals für eine bestimmte Dauer.

BärnerBär: Die Passagierzahlen lagen im vergangenen Jahr bei 56‘000 bei zirka 46‘000 Flugbewegungen. Dazu erwirtschafteten Sie einen Mini-Gewinn von 57‘000 Franken. Reicht das zum Überleben?

Urs Ryf: Mittelfristig schon! Die Schwierigkeit liegt denn auch weniger beim Gewinn, sondern beim Cashflow: Mit den 1,2 Millionen Franken, die wir erwirtschaften, können wir den Betrieb finanzieren, nicht jedoch den Finanzierungsstau beheben. Damit meine ich insbesondere die mittlerweile veralteten Infrastrukturen aus den Gründerjahren.

BärnerBär: Wie viele Passagiere müssten denn jährlich ab Bern abheben, damit Sie wirklich rundum zufrieden wären?

Urs Ryf: Früher zählte Bern 250‘000 Passagiere. Es müsste möglich sein, wieder mindestens 100‘000 Passagiere zu erreichen. Zudem streben wir mittelfristig zehn Millionen Franken Umsatz an – aktuell sind wir bei 8,5 Millionen.

Urs Ryf im Interview
Urs Ryf im Interview - Daniel Zaugg

BärnerBär: Die «Berner Zeitung» schrieb vor kurzem, der Flughafen kämpfe nach wie vor mit den Nachwehen der SkyWork-Pleite von 2018.

Urs Ryf: Das stimmt nicht. Unsere Erfolgsrechnung ist wie gesagt ausgeglichen, wir haben nun drei Jahre in Folge einen Gewinn ausweisen dürfen. Das zeigt, dass unser Geschäftsmodell, das auf saisonalen Linien- und Charterflugverkehr ausgelegt ist, funktioniert.

BärnerBär: Ein kommerzieller Ganzjahresbe­trieb wie zu SkyWork-Zeiten ist trotzdem kein Thema?

Urs Ryf: Die Idee ist nicht komplett vom Tisch. Doch man sollte realistisch bleiben: Unser Spielraum bleibt eng. Die Piste in Belp ist verhältnismässig schmal und kurz, im Winter liegt oft Nebel, was das Starten und Landen häufig erschwert.

Urs Ryf: Ab nächstem Jahr kann Belp immerhin von Süden her satellitengestützt angeflogen werden. Für uns bedeutet das eine riesige Erleichterung. Südanflüge machen die Plattform Bern deutlich robuster.

BärnerBär: Inwiefern?

Urs Ryf: Südanflüge sind bereits heute möglich, aber bloss auf Sicht. Klar muss jede Pilotin und jeder Pilot diesen Anflug beherrschen – für jene, die Bern aber noch nie zuvor angeflogen sind, ist das dagegen ziemlich anspruchsvoll, gerade nach einem mehrstündigen Flug. Und das ist ja nur die eine Perspektive.

BärnerBär: Und die andere wäre?

Urs Ryf: Die Sicht der Bevölkerung. Konkret wird es im Osten Berns bald deutlich ruhiger. Klar mögen einige sagen, das Aaretal werde jetzt «beschallt». Mit den instrumentenbasierten Anflügen ist das Leistungs-Setting allerdings ein ganz anderes, leiseres als bis anhin beim sogenannten Circling.

Fünf private Fragen an Urs Ryf

Was darf in Ihrem Handgepäck nie fehlen? 
Mein Smartphone und Tablet.

Was ist das Teuerste, das Sie je in einem Duty-free gekauft haben? 
Eine Flasche Single-Malt-Whisky.

Wenn Sie einen Tag lang die Rolle eines Mitarbeitenden tauschen könnten – welchen Job würden Sie ausführen? 
Jeden. Ich finde alle Funktionen interessant und es braucht letztlich alle Mitarbeitenden, damit das «Räderwerk» Flughafen funktioniert. 

Wie oft haben Sie sich schon über andere Passagiere geärgert? 
Das kommt schon ab und zu vor. Menschen ohne Anstand nerven mich.  

Welcher Song passt am besten zum Flughafen Belp? 
«Bälpmoos» von Patent Ochsner ist nicht nur eine Hymne an das Fernweh, sondern zeigt auch die Verbundenheit von uns Bernern zum Mösli. Ein gross­artiges Lied – merci viu Mau Büne Huber! 

BärnerBär: Im November wird der historische rote Hangar abgerissen, um Platz für den neuen Hangar 3 zu schaffen, in dem in Zukunft der Bundesratsjet stehen wird. Wie lange dauert der Rück- respektive Umbau?

Urs Ryf: Der neue Hangar wird voraussichtlich im Frühling 2027 fertiggestellt.

BärnerBär: Für das andere Relikt aus alten Zeiten, den Bider-Hangar, suchen Sie aus Kostengründen nach wie vor einen Abnehmer. Sie sind seit längerem mit einem Berner Investor im Gespräch. Gibt es hier schon Neuigkeiten?

Urs Ryf: Nein. Was ich hingegen verraten kann: Die betreffende Person ist von der Idee nach wie vor begeistert und hat viel ins Projekt investiert. Zudem sind die Arbeiten bereits vorangeschritten, da der Bider-Hangar ja einen neuen Standort erhält. Dort braucht es eine Baubewilligung. Wichtig zu wissen ist zudem, dass die Denkmalpflege das Vorhaben unterstützt.

BärnerBär: Was folgt auf den Bider-Hangar?

Urs Ryf: Wir haben mehrere Ideen. In einer ersten Phase wird dort wohl erstmal ein Areal für Parkplätze entstehen. Dann folgt vielleicht eine Erweiterung des Terminals.

Bist du schon einmal vom Flughafen Belp geflogen?

BärnerBär: Ab dem 2. August können Interessierte mit einem Semi-Privatjet von Travelcoup nach Ibiza fliegen, wobei eine Strecke One Way 729 Franken kostet. Wie gefragt ist dieses Angebot tatsächlich?

Urs Ryf: Die ersten Rückmeldungen sind positiv. Wir verfolgen die Entwicklung gespannt. Natürlich müssen potenzielle Kundinnen und Kunden das Produkt erst noch kennenlernen und Vertrauen gewinnen.

BärnerBär: Passt ein VIP-Jet überhaupt zu Belp?

Urs Ryf: Durchaus, schon heute sind rund zehn Prozent unserer Flüge im Businessbereich anzusiedeln. Das neue Angebot spricht Leute an, die Reisen ab Bern sowie eine gewisse Privatsphäre schätzen. Und in der Hauptstadtregion leben einige, die auf Ibiza Privateigentum besitzen. Zudem sind die Flüge zu hundert Prozent kompensiert.

BärnerBär: Wie sieht die Zukunft des Charterbetriebs aus? Bis dato konzentrieren Sie sich vor allem auf Helvetic.

Urs Ryf: Maschinentypen, die für eine Landung in Bern geeignet sind, gibt es nicht wie Sand am Meer. Zudem benötigen Pilotinnen und Piloten ein spezifisches Bern-Rating, eine Zertifizierung, Bern auch wirklich anfliegen zu dürfen – diese Schulung im Flugsimulator muss ausserdem regelmässig erneuert werden. Für eine Airline bedeutet das einen zusätzlichen Aufwand bei der Ressourceneinteilung. Das ist der grosse Vorteil von Helvetic: Das Unternehmen hat in Belp ein passendes Flugzeug stationiert und verfügt über eine Crew, die im Grossraum Bern wohnt.

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