Vertrauen von Ärzten in Patienten senkt Antibiotika-Bedarf
Eine vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Studie zeigt: Das Vertrauen von Hausärzten in ihre Patienten senkt unnötige Antibiotika-Verschreibungen.

Das Wichtigste in Kürze
- Ärztliches Vertrauen in ihre Patienten senkt unnötige Antibiotika-Verschreibungen.
- Das belegt eine Studie des Schweizerischen Nationalfonds.
- Diese Beobachtung war unabhängig vom Geschlecht.
Vertrauen von Hausärzten in ihre Patienten hilft gegen unnötige Verschreibungen von Antibiotika. Das zeigt eine vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Studie.
Das Resultat sei überraschend, schrieb der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in einer Mitteilung vom Dienstag. Das Forschungsteam um Peter Schulz von der Universität der italienischen Schweiz (USI) hatte eine bestimmte Erwartung. Sie glaubten, dass mehr Vertrauen der Patientinnen und Patienten in die Ärztin zu weniger Nachfrage nach Antibiotika führt.
Laut der in der Fachzeitschrift «Archives of Public Health» veröffentlichten Studie gilt es aber nur den anderen Weg herum: Wenn ein Arzt einer erkrankten Person mehr vertraut, fragt diese weniger nach Antibiotika.
Arzt-Patienten-Interaktion unabhängig vom Geschlecht
Diese Beobachtung war unabhängig vom Geschlecht. Für die Studie hatten die Forschenden die Interaktion zwischen acht Hausärztinnen und Hausärzten und 101 Patientinnen und Patienten untersucht.
«Dabei handelt es sich wohl um einen Interaktionseffekt», erklärte Schulz in der Mitteilung des SNF. «Die Person spürt, dass der Arzt ihr vertraut, und das bewirkt wiederum, dass sie nicht nachfragt», erklärte Schulz. Um diesen Prozess im Detail zu verstehen, seien aber grössere Studien nötig.
Neue Erkenntnis soll überflüssigen Antibiotika-Konsum eindämmen
Trotzdem könnte die Erkenntnis dem Forscher zufolge schon jetzt dafür genutzt werden, den überflüssigen Konsum von Antibiotika zu reduzieren. Dies beispielsweise durch zeitverzögerte Verschreibungen.
Die Ärztin stellt ein Rezept aus, das erst nach einigen Tagen eingelöst werden kann. Dieses wird nur eingelöst, wenn die Antibiotika dann noch benötigt werden. Denn oft bessert sich bei harmlosen viralen Erkrankungen der Zustand nach einigen Tagen von selbst, falls keine bakterielle Infektion dazukommt.
Im Grunde gehe es um sogenanntes Empowerment – also das Bestreben, erkrankte Menschen mehr in medizinische Entscheidungen einzubinden. «Das bedeutet in diesem Fall aber nicht, dass sie ein Antibiotikum bekommen, wann immer sie wollen», so Schulz.
Sondern, dass die Ärztin ihrer Patientin zutraut, die eigene gesundheitliche Situation richtig einzuschätzen. Und die Tabletten nur dann einzunehmen, wenn es wirklich nötig ist.