Tuberkulose-Behandlung bei Kindern im Rückstand
Die Anpassung der nationalen Tuberkulose-Politik vieler Länder an die neusten Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hinkt hinterher. Dies zeigt ein Bericht von Ärzte ohne Grenzen (MSF).
Von den 14 im Bericht untersuchten Politikindikatoren sei die Politik nur in einem Land vollständig an die WHO-Richtlinien angepasst, teilten MSF am Dienstag mit. In sieben Ländern stimmen sie zu mehr als 80 Prozent und in vier Ländern zu weniger als 50 Prozent überein.
Grosse Defizite bei Diagnosemassnahmen
Die grössten Lücken gab es laut MSF bei den Massnahmen zur Diagnose von Tuberkulose bei Kindern. Nur fünf von 14 Ländern haben ihre Leitlinien angepasst, um bei Kindern eine Behandlung einzuleiten, wenn die Symptome stark auf eine Tuberkulose-Erkrankung hindeuten, selbst wenn die bakteriologischen Tests negativ sind.
Von diesen fünf Ländern verfügen nur vier über die notwendigen Ressourcen, um diese Leitlinien wirksam umzusetzen.
So seien beispielsweise kinderfreundliche Tuberkulose-Medikamente in vielen Ländern aufgrund bürokratischer Hindernisse und Finanzierungslücken immer noch nicht verfügbar, hiess es weiter.
Kinder zwingend zu riskanter Medikation
Kinder seien dazu gezwungen, zerkleinerte Medikamente zu schlucken, ohne dass die Dosierung auf das Gewicht abgestimmt sei. Dadurch sind sie einem grossen Risiko von Nebenwirkungen und Behandlungsversagen ausgesetzt.
Die WHO schätzt, dass jedes Jahr 1,25 Millionen Kinder und Jugendliche bis und mit 14 Jahren an Tuberkulose erkranken. Nur die Hälfte dieser Kinder wird diagnostiziert und behandelt.
Im Rahmen des MSF-Berichts wurden 14 Länder in Afrika und Asien untersucht. Darunter unter anderem Afghanistan, Indien, Mosambik, Nigeria oder die Philippinen.