Forscher der UZH gehen davon aus, dass Syphilis schon im frühen 15. Jahrhundert nach Europa geschleppt wurde. Dafür wurden menschliche Skelette untersucht.
Syphilis
Treponema pallidum, der Erreger der Syphilis, ist bis heute nicht im Labor kultivierbar. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Syphilis könnte schon vor Kolumbus im frühen 15. Jahrhundert nach Europa gekommen sein.
  • Davon gehen Forscher der Universität Zürich aus.
  • Sie untersuchten dafür DNA-Proben von vier menschlichen Skeletten.

Menschen in Europa könnten sich laut Paläogenetikern bereits im frühen 15. Jahrhundert mit Syphilis infiziert haben. Das würde die gängige These widerlegen, dass Christoph Kolumbus mit seiner Mannschaft die Krankheit aus Amerika eingeschleppt hat. Die Universität Zürich (UZH) teilte dies in einer Mitteilung am Donnerstag mit.

Syphilis
Forscher von der Uni Zürich gehen davon aus, dass Syphilis schon vor Kolumbus nach Europa eingeschleppt wurde. - pixabay

Forschende der UZH fanden verschiedenen Unterarten des Syphilis-Bakteriums in DNA-Proben bei vier menschlichen Skeletten aus Finnland, Estland und Holland.

Molekulare Datierungen

Eine Subspezies dieses Bakteriums verursacht die Infektionskrankheit. Mit molekularen Datierungen des Erbguts und Radiokarbondatierungen der Knochen fanden sie heraus, dass die ältesten Bakterien aus dem frühen 15. Jahrhundert stammen könnten.

Darüber berichten die Forschenden um die Paläogenetikerin Verena Schünemann im Fachmagazin «Current Biology».

Die ersten gemeldeten europäischen Syphilisausbrüche im späten 15. Jahrhundert fallen mit den Seefahrten von Christoph Kolumbus nach Amerika zusammen. Deshalb nahmen viele Forscher an, dass die Krankheit von dort nach Europa gelangt ist. Andere vermuten, dass Syphilis über Handelsbeziehungen aus Westafrika eingeschleppt wurde.

Erreger der Frambösie

Das Team fand in den Knochen der menschlichen Überreste auch den Erreger der Frambösie (Himbeersucht). Diese Infektionskrankheit kommt heute nur noch in den Tropen und Subtropen vor.

«Unsere Daten zeigen jedoch, dass die Frambösie damals in Europa verbreitet war», liess sich Schünemann in der Mitteilung zitieren.

Zudem entdeckten die Forschenden im Skelett aus den Niederlanden eine weitere, bisher unbekannte Bakterien-Linie. Diese heute nicht mehr existierende Krankheit entwickelte sich offenbar neben der Syphilis und der Frambösie.

Syphilis vor 2500 entwickelt

Indem die Forschenden das Erbgut der bakteriellen Infektionskrankheiten analysierten, kamen sie zu folgendem Schluss: Der Vorgänger aller Arten muss sich vor mindestens 2500 Jahren entwickelt haben. Der letzte gemeinsame Vorfahre aller Stämme datiert auf das 12. bis 16. Jahrhundert.

Die Erkenntnisse des gesamten Bakterien-Stammbaums machen einen Ursprung von Syphilis in der alten Welt, unter Umständen sogar in Europa, möglich. «Demnach brach die Syphilis kaum einzig durch Christoph Kolumbus Amerika-Reisen aus» sagte Schünemann. «Vielleicht müssen wir unsere bestehenden Thesen zu Syphilis und anderen bakteriellen Krankheiten revidieren.»

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