Das James-Webb-Weltraumteleskop liefert seit dem 11. Juli 2022 regelmässig spektakuläre Bilder aus dem All. Nun wird das Projekt von «Science» ausgezeichnet.
James-Webb-Weltraumteleskop
Das James-Webb-Weltraumteleskop hat Bilder des Tarantel-Nebel aufgezeichnet. - Nasa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das James-Webb-Weltraumteleskop wurde im Dezember 2021 in den Orbit geschossen.
  • Das Fachjournal «Science» kürte das Gerät nun zum «Breakthrough of the Year».

Das «James Webb Space Telescope» (JWST), das grösste und leistungsfähigste Teleskop, das je ins All gebracht wurde, hat für neue Einsichten in die unendlichen Weiten gesorgt. Das Fachjournal «Science» kürte das Gerät nun zum «Breakthrough of the Year».

Angelehnt an einen James Bond-Film betitelt «Science» seinen Beitrag zu dem Wissenschafts-Highlight mit «Golden Eye» (Goldenes Auge). Anders als in dem Streifen aus dem Jahr 1995 ist eine militärische Nutzung des James-Webb-Weltraumteleskops allerdings völlig ausgeschlossen. Bei dem Teleskop handelt es sich um eine Kooperation der Weltraumbehörden Europas, der USA und Kanadas.

Bau von James-Webb-Weltraumteleskop dauerte 20 Jahre

Nach 20 Jahren Entwicklungszeit und zahlreichen damit verbundenen Rückschlägen erreichte das fast neun Milliarden Euro teure James-Webb-Weltraumteleskop Ende Januar sein Ziel am «Lagrange-Punkt-2», 1,5 Millionen Kilometer weiter entfernt von der Sonne als die Erde.

James-WEbb-Weltraumteleskop
Das James-Webb-Weltraumteleskop wurde im vergangenen Dezember ins Orbit der Erde geschossen. - Keystone

Im Sonnensystem gibt es fünf solche Punkte, an denen sich die Gravitationskräfte von Sonne und Erde aufheben. Dort öffnete das Gerät dann sein «goldenes Infrarotauge». Seit Mitte des Jahres eröffne es auch «in atemberaubenden, beispiellosen Details» Einblicke in das Universum und seine Entstehung, heisst es seitens «Science». Unmittelbar nach der vollständigen Inbetriebnahme konnten «Forscher mit der Entdeckung Tausender neuer Galaxien, die weiter entfernt und älter sind als alle zuvor dokumentierten» aufwarten.

James-Webb-Weltraumteleskop ist ein entscheidender Fortschritt zu dem die Sicht auf das All seit vielen Jahren prägenden «Hubble»-Teleskop. So lassen sich mit der neuen Technologie Signale in unterschiedlichen Infrarotwellenbereichen einfangen, was wiederum neue Erkenntnisse zu gerade entstehenden Sternen oder Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems (Exoplaneten) erlaubt.

James-Webb-Weltraumteleskop gewährt tiefe Einblicke

Wissenschaftler haben «bereits damit begonnen, die atmosphärische Zusammensetzung von Planeten, die Hunderte von Lichtjahren von der Erde entfernt sind, sehr detailliert zu enthüllen», was Rückschlüsse auf Welten erlaube, die vielleicht die Voraussetzungen für die Entwicklung von Leben haben, heisst es in dem renommierten Fachmagazin.

Die Forscher wollen damit auch einen Blick zurück in das Weltall kurz nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren werfen. Das Herzstück des Geräts ist der Spiegel mit einem Durchmesser von 6,5 Metern. Gemessen wird mit einer Vielzahl an Instrumenten wie Kameras und Spektrographen.

Beides in einem ist das «Mid Infrared Instrument» (MIRI), an dessen Entwicklung auch der Astrophysiker Manuel Güdel von der Universität Wien ab dem Jahr 2003 federführend beteiligt war. Dabei handelt es sich auch um eine Art virtuelles Labor im All, mit dem Wärmestrahlung von Gas und mikroskopisch kleinem Staub detektiert werden kann. Aus den Daten lassen sich Rückschlüsse auf im All befindliche Moleküle ziehen und die Zusammensetzung von feinem Staub im Universum untersuchen.

Auch am Herzstück des All-Observatoriums waren österreichische Experten beteiligt: So lieferte die Wiener Weltraumfirma Beyond Gravity (vormals Ruag Space) zwei hochpräzise Mechanismen für das «Superauge» namens Near Infrared Spectrograph, eines der drei Hauptinstrumente des Teleskops. Dieses kann bis zu 100 Himmelskörper wie Galaxien oder Sterne gleichzeitig erfassen.

Es kann noch tiefer ins All schauen und Bilder von deutlich weiter entfernten Himmelskörpern liefern als «Hubble». Die Wiener Firma lieferte Geräte, die die präzise Halterung und Drehung eines Filterrades und eines Gitterrades des «Auges» ermöglichen.

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