Joghurt und Co. sind reich an Milchsäurebakterien. Diese sollen gesund sein – auch gegen Entzündungen. Wie es dazu kommt, haben Forschende nun entschlüsselt.
Sauerkraut Lebensmittel
Sauerkraut ist nicht nur lange haltbar, sondern enthält auch einen Stoff gegen Entzündungen. Bild: iStock - Community
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Das Wichtigste in Kürze

  • Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt stärken unser Immunsystem und können entzündungshemmend wirken.
  • An dieser Reaktion ist ein Rezeptor beteiligt, der nur in Menschen und Menschenaffen vorkommt.
  • Diese «Antenne» reagiert speziell auf ein Milchsäureabbauprodukt, das vor allem im Sauerkraut vorkommt.

Sauerteig, Joghurt und Sauerkraut haben etwas gemeinsam: Sie gehören zu den fermentierten Lebensmitteln. Sie haben also alle einen Gärungsprozess durchgemacht, bei dem Zucker in Milchsäure verwandelt wird. Das macht sie länger haltbar.

Doch die Milchsäuregärung hat noch einen anderen Vorteil. Die in ihnen vorkommenden Mikroben haben eine positive Wirkung auf unsere Verdauung und unser Immunsystem. Noch weiss man aber wenig darüber, was auf molekularer Ebene stattfindet, um diese Wirkung zu erzielen.

Nun haben Forschende der Universität Leipzig zwei Akteure identifiziert, die aufeinander anspielen und so die besagte immunstärkende und entzündungshemmende Wirkung erzeugen. So fanden sie ein Abbauprodukt von Milchsäurebakterien namens D-Phenylmilchsäure. Diese ist laut Forscherteam vor allem in Sauerkraut reichlich vorhanden und aktiviert einen bestimmten Rezeptor – also eine Art Antenne – der nur bei Menschen und Menschenaffen vorkommt.

Das Team geht davon aus, dass dieser Rezeptor unter anderem eine entzündungshemmende Wirkung von Milchsäurebakterien beim Menschen auslöst. «Deshalb glauben wir, dass D-Phenylmilchsäure als Medikament zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen dienen könnte», sagt die Studienautorin Claudia Stäubert in einer Mitteilung.

Laut Wissenschaftlern ist dieser zusätzliche Rezeptor vermutlich beim letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Affe aufgetreten, damit dieser auch Nahrungsmittel verwerten kann, die bereits zu faulen beginnen. So konnten sie neu auch Früchte verwerten, die schon länger auf dem Boden lagen.

Die Forschenden nehmen an, dass sich in der Vergangenheit die mikrobielle Umgebung veränderte und eine Anpassung des Wirts an eine solche Veränderung möglicherweise evolutionäre Vorteile gebracht habe, etwa um neue Nahrungsmittel-Nischen zu erschliessen.

Initiated by Gebert Rüf Stiftung

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