Radioaktivität: Neue Karte für Belastung von europäischen Böden
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Forschungsteam hat die Konzentration von radioaktiven Materialien in Europa gemessen.
- Subjekt waren die Elemente Cäsium und Plutonium. Daraus wurde eine Europa-Karte entworfen.
- Plutonium im Boden stammt ausschliesslich von Atomtests, Cäsium vom Tschernobyl-Unfall.
Ein internationales Team hat eine neue Karte der Konzentrationen von radioaktivem Cäsium und Plutonium erstellt. Erstmals zeigen die europäischen Bodenkarten die Quellen des radioaktiven Niederschlags zwischen 1960 und 2009. Am Projekt beteiligt waren auch die Universität Basel und der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).
Die Forschenden verwendeten 160 Proben aus einer europäischen Bodenprobenbank aus dem Jahr 2009. Die in diesen Proben gefundenen Radionuklide hinterliessen einen spezifischen Fussabdruck, wie die Universität Basel und WSL am Donnerstag mitteilten.
Demnach stammte das Plutonium in den Bodenproben der untersuchten Länder (Schweiz, Frankreich, Italien, Deutschland und Belgien) ausschliesslich aus Atomtests. Darauf deuten Isotopenverhältnisse hin. Radioaktivität von Cäsium hingegen wurde sowohl bei militärischen Atomtests als auch beim Tschernobyl-Unfall 1986 freigesetzt.
Lokale Unterschiede bei Radioaktivität bei Cäsium
Die Studie im Fachmagazin «Scientific Reports» kommt zum Schluss, dass das Cäsium aus Atomtests in der Atmosphäre zirkuliert. Danach wird es gleichmässig, aber in grösseren Mengen in regenreichen Regionen ausgewaschen. Zu diesen Regionen gehören das Zentralmassiv, die Ardennen oder die Bretagne. Das freigesetzte Cäsium des Tschernobyl-Unfalls hingegen gelangte durch Regenfälle 1986 in Gebiete, in denen Rauch aus der Ukraine zirkuliert hatte.
Die unterschiedliche Verteilung von Cäsium in den Schweizer Böden sei denn auch auf die Niederschlagssituation von 1986 zurückzuführen. So Erstautorin Katrin Meusburger auf Anfrage von Keystone-SDA. So verzeichnete das Tessin Anfang Mai 1986 hohe Niederschläge, die stark mit radioaktivem Cäsium aus dem Reaktorunfall belastet waren. Die Karten sollen angeblich der Wissenschaft sowie der Öffentlichkeit als Referenz dienen, falls es künftig zu radioaktivem Niederschlag kommt.