Neue Wirkstoffe läuten laut Experten Alzheimer-Therapie-Ära ein
Neue Medikamente und Bluttests eröffnen eine neue Ära in der Alzheimer-Behandlung. Doch ohne zügige Reformen droht ihr Potenzial ungenutzt zu bleiben.

Davor warnt ein internationales Forschungskonsortium unter Leitung von Giovanni Frisoni vom Universitätsspital Genf (HUG) in einer aktuellen Studienreihe, die in der Nacht auf Mittwoch im Fachjournal «The Lancet» erschienen ist.
Rund 40 Fachleute aus 14 Ländern haben darin die neuesten Erkenntnisse zur Erkrankung zusammengetragen. Im Fokus stehen die Wirkstoffe Lecanemab und Donanemab: Sie sind die ersten Präparate, die in klinischen Studien nachweislich den kognitiven und funktionellen Abbau bei Alzheimer-Patientinnen und -Patienten verlangsamen konnten. Laut den Autorinnen und Autoren erreicht ihre Wirksamkeit ein Niveau, das mit jenem von Therapien gegen Krebs oder Multiple Sklerose vergleichbar ist.
Allerdings gefährden den Studien zufolge hohe Kosten und träge Gesundheitssysteme eine breite Anwendung. Die Forschenden fordern deshalb eine weltweit abgestimmte Strategie, um die medizinischen Fortschritte durch Anpassungen in Versorgung, Politik und Gesellschaft zu begleiten.
«Gleichzeitig verschwinden die alten Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten nicht», wurde Frisoni in einer Mitteilung des Fachblatts zitiert. Sie brauchen weiterhin eine gute Versorgung bei Verhaltensstörungen und anderen Begleitproblemen.
Schweiz hat Alzheimer-Medis nicht zugelassen
In der Schweiz sind die beiden Alzheimer-Medikamente Lecanemab und Donanemab bisher nicht zugelassen. Gesuche gingen bei der Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic im Juni 2023 (für Lecanemab) und im Oktober 2023 (für Donanemab) ein. Die Prüfung der Gesuche sei zurzeit noch im Gang, hiess es von Swissmedic auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Zu laufenden Verfahren könne keine Auskunft gegeben werden.
In der EU wurde Lecanemab bereits im April 2025 zugelassen. Laut einer Studie, die die Zulassungszeiten verschiedener Zulassungsbehörden verglich, dauert die Zulassung einer neuen Substanz in der Schweiz im Standardverfahren im Durchschnitt 519 Kalendertage. Damit wäre eine Zulassung der beiden Wirkstoffe bis Ende 2024 zu erwarten gewesen.