Eine besorgniserregende neue Studie zeigt: Die nächste Pandemie schlummert womöglich schon im Eis – und wartet nur auf die Gletscherschmelze.
Gletscher
Schlummert die nächste Pandemie bereits im Eis? (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Einer Studie zufolge dürfte die nächste Pandemie aus schmelzenden Gletschern kommen.
  • Forschende haben Wasserproben aus der Arktis analysiert.
  • Das Risiko, dass ein Virus erstmals einen neuen Wirt infiziert, ist in Gletschernähe hoch.
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Laut einer aktuellen Studie könnte die nächste Pandemie bereits in den Gletschern schlummern. Kanadische Forschende haben das Wasser aus dem See Hazen in Island untersucht, in den grosse Mengen Gletscherschmelzwasser fliessen. Die Proben wurden schliesslich auf Viren geprüft.

Das Ergebnis: In der Nähe von schmelzendem Eis ist das Risiko von Erstinfektionen beim Menschen offenbar besonders gross.

Wie viele Erreger die Forschenden entdeckt haben und ob unbekannte Krankheiten darunter waren, ist noch nicht bekannt. Das Team will die Proben in den kommenden Monaten noch genauer unter die Lupe nehmen, um mehr herauszufinden.

Kind an Virus aus Schmelzeis gestorben

Fest steht, dass es in der Vergangenheit bereits zu Ansteckungen bei Schmelzeis gekommen ist. So gab es beispielsweise im Jahr 2016 einen Ausbruch von Milzbrand in Sibirien. Eine Hitzewelle hatte dazu geführt, dass der Permafrost auftaute.

So wurde schliesslich der infizierte Kadaver eines Rentiers freigelegt. Wie der «Guardian» schreibt, steckten sich mindestens acht Menschen an, ein Kind starb.

Virus
Einer Studie zufolge ist das Risiko einer Erstinfektion mit einem neuen Virus in der Nähe von schmelzenden Gletschern erhöht. (Archivbild)
Studie
Erst im vergangenen Jahr haben Forschende 28 neue Viren im Eis entdeckt. (Archivbild)
Tiere
In der Vergangenheit tauchten immer wieder Kadaver von Tieren auf, die Jahrtausende im Eis präserviert worden sind – so wie dieses sibirische Mammut im Jahr 1999.
Eis
2016 starb ein Kind, nachdem es sich an einem Rentierkadaver mit Milzbrand angesteckt hatte. Das tote Tier ist nach einer Hitzewelle aufgetaucht. (Symbolbild)
Virus
Damit es zu Erstübertragungen mit Viren auf Menschen kommt, müssen aber noch passende Zwischenwirte existieren. (Archivbild)

Hinzu kommt: Die kanadische Studie ist nicht die erste, die zu besorgniserregenden Ergebnissen rund um die Gletscherschmelze kommt. 2021 zum Beispiel untersuchten Forschende der Universität Ohio Eisproben im tibetischen Plateau in China.

Dabei entdeckten sie genetisches Material von 33 Viren. Brisant: 28 davon waren bislang unbekannt. Die Forschungsgruppe schätzte die Erreger auf ein Alter von etwa 15'000 Jahren.

Wirte von alten Gletscherviren müssen für Infektion noch existieren

Ein Grund zur Panik sind diese Ergebnisse allerdings nicht, wie das kanadische Forschungsteam beruhigt. Festgestellt worden sei lediglich ein erhöhtes Risiko für Erstansteckungen nahe von schmelzenden Gletschern. Es sei nicht so, dass das Team damit die nächste Erstinfektion oder gar Pandemie prophezeien wolle.

Problematisch wird es demnach erst, wenn die Viren und der Zwischenwirt, der die Übertragung auf den Menschen ermöglicht, gleichzeitig existieren.

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Vorher «bleibt die Wahrscheinlichkeit für ein dramatisches Ereignis wohl tief», schreibt das Forschungsteam. Bleibt zu hoffen, dass die Tiere, die vor 15'000 Jahren tödliche Gletscherkrankheiten übertragen haben, ausgestorben sind.

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