Magnetfeld schützt Erde seit über einer Milliarde Jahren
ETH-Forschende und ein chinesisches Team rekonstruieren die Geschichte des Erdmagnetfelds und belegen dessen Existenz vor über einer Milliarde Jahre.

Das Wichtigste in Kürze
- ETH-Forschende rekonstruierten die frühe Geschichte des Erdmagnetfelds.
- Das schützende Magnetfeld existierte offenbar bereits vor über einer Milliarde Jahren.
- Mithilfe komplexer Computersimulationen gelang den Forschenden der erste Nachweis.
Forschende der ETH Zürich haben die Urgeschichte des Erdmagnetfelds rekonstruiert. Gemeinsam mit einem chinesischen Team zeigten sie, dass das schützende Magnetfeld offenbar schon vor mehr als einer Milliarde Jahren existierte. Das ist deutlich früher, als bisher angenommen wurde.
Die ETH teilte am Donnerstag mit, dass Forschende mithilfe komplexer Computersimulationen einen wichtigen Nachweis erbracht haben. Sie konnten erstmals zeigen, dass ein vollständig flüssiger Erdkern ein stabiles Magnetfeld erzeugen kann. Dieser Zustand des Erdkerns bestand vor der Kristallisation des inneren Kerns. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift «Nature».
Grundlage der Arbeit war ein Modell, das die Dynamik des Erdinneren unter realistischen physikalischen Bedingungen abbildet. Die Berechnungen wurden zum Teil auf dem Supercomputer «Piz Daint» in Lugano durchgeführt.
«Bisher hat es noch niemand geschafft, solche Berechnungen unter diesen korrekten physikalischen Bedingungen durchzuführen», liess sich Erstautor Yufeng Lin zitieren. Entscheidend sei, dass die Zähflüssigkeit des Erdkerns – die sogenannte Viskosität – keinen massgeblichen Einfluss auf die magnetfeldbildenden Prozesse hatte.
Das Leben spendende Magnetfeld
Das Erdmagnetfeld schützt die Erde vor schädlicher kosmischer Strahlung. Dadurch ist es ein wichtiger Faktor für das Leben auf unserem Planeten. Dies gilt sowohl für die geologische Vergangenheit als auch für die moderne Zivilisation.
Die neuen Erkenntnisse könnten laut ETH-Professor Andy Jackson helfen, die Frühgeschichte der Erde besser zu verstehen. Zudem erlauben sie Rückschlüsse auf Magnetfelder anderer Himmelskörper wie der Sonne oder des Jupiter.
Langfristig sei es entscheidend, die Mechanismen hinter der Entstehung und Veränderung des Erdmagnetfeldes zu verstehen. Wichtig sei das etwa mit Blick auf jüngste Beobachtungen wie die beschleunigte Wanderung des magnetischen Nordpols.