Klimawandel könnte vermehrt Todesopfer durch Verletzungen fordern
Die Erderwärmung könnte vermehrt Todesfälle durch Verletzungen mit sich ziehen. Allein in den USA rechnen Forscher mit 2100 zusätzlichen Todesopfern pro Jahr.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie untersucht den Zusammenhang zwischen anormalen Temperaturen und Todesfällen.
- Die Zahl der Todesopfer durch Verletzungen könnte wegen der Klimaerwärmung steigen.
Die Erderwärmung wird sich nicht nur auf Todesfälle durch Überschwemmungen, Dürren und Hitze auswirken, sondern auch mehr Todesopfer durch Verletzungen mit sich ziehen. Allein in den USA könnten Verletzungen, etwa durch Stürze, Verkehrs- oder Badeunfälle, jährlich bis zu 2135 zusätzlichen Menschenleben fordern.

Zu diesem Schluss kamen Forscher des Imperial College London, Columbia und Harvard. In ihrer am Montag in der Zeitschrift «Nature Medicine» publizierten Studie untersuchten die Beteiligten Daten zur Mortalität und Temperatur in den USA im Zeitraum zwischen 1980 und 2017.
Ziel der Studie war es, die Auswirkungen von anormalen Temperaturen auf unbeabsichtigte Todesfälle wie Ertrinken, Transportunfälle und Stürze sowie auf «beabsichtigte» Todesfälle wie Überfälle und Selbstmord auszumachen. Anormale Temperaturen sind Temperaturen, die stark vom jährlichen oder monatlichen Durchschnitt abweichen.
Anstieg der verletzungsbedingten Todesfälle
In wärmeren Perioden konnten die Forscher einen Anstieg der verletzungsbedingten Todesfälle erkennen. Besonders die Todesfälle durch Ertrinken, Selbstmord und Transport steigen in dieser Zeit an. Auffällig ist, dass besonders Männer jungen und mittleren Alters betroffen sind. Hingegen ist ein Rückgang der Todesfälle durch Stürze im höheren Alter zu verzeichnen.

Für Jahre, in denen die Temperatur in allen Monaten 1,5 Grad Celsius über dem langfristigen Durchschnitt liegt, rechnen Forscher deshalb mit 1600 zusätzlichen Toten allein in den USA. Bei einer Erwärmung von zwei Grad gehen sie gar von über 2100 zusätzlichen Todesfällen aus.
Blinder Fleck in Forschung
Doch welchen Zusammenhang haben Temperaturschwankungen und Verletzungen? Die Frage bleibt auch in der Forschung weitgehend ein blinder Fleck.
Die Professoren am Imperial College gehen davon aus, dass bei warmem Wetter das Bedürfnis nach einer Erfrischung im kühlen Nass steigt und dadurch die Zahl der Todesopfer durch Ertrinken steigt.

Im Verkehr könnte die Erderwärmung dafür sorgen, dass allgemein mehr Menschen unterwegs sind. Bei Hitze verschlechtern sich jedoch nachweislich die Leistungen der Fahrer. Zudem steigt bei warmen Temperaturen der Alkoholkonsum, was vermehrt zu Unfällen führt.
Eines ist für Autor und Professor Majid Ezzati klar: «Wir müssen auf diese Bedrohung mit einer besseren Vorbereitung in Bezug auf Notfalldienste, soziale Unterstützung und Gesundheitswarnungen reagieren.» Die Studie sei eine Chance, sich auf die Auswirkungen vorzubereiten und somit die Zahl der Todesopfer einzudämmen.