Es dürfte ein Durchbruch in der Transplantationsmedizin sein: Forscher haben einen Maus-Embryo im Labor gezüchtet. Gibt es bald auch künstliche Menschen?
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Der synthetisch gezüchtete Embryo einer Maus. - Cambridge Universität /Amadei and Handford
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Das Wichtigste in Kürze

  • Britische Forscher haben im Labor einen Maus-Embryo aus Stammzellen gezüchtet.
  • Das könnte ein bedeutender Durchbruch sein, glaubt ein ETH-Experte.
  • Vielleicht können so bald künstlich menschliche Organe gezüchtet werden.

Es klingt wie Science-Fiction: Ein Team von Forschenden aus Grossbritannien hat aus Stammzellen, ohne Eizelle und Spermium, den Embryo einer Maus erschaffen. Das Tier entwickelte unter anderem ein schlagendes Herz und ein Gehirn.

Die Studie wird sogar durch eine zweite aus dem israelischen Labor von Jakob Hanna bestätigt. Für die Organspende schafft das Hoffnung – über tausend Menschen warten in der Schweiz auf eine Transplantation.

Denn: Vielleicht bedeutet die künstliche Maus, dass bald auch menschliche Organe im Labor hergestellt werden können.

Experte: «Menschen aus Labor nicht vertretbar»

Sind wir der Sci-Fi-Fantasie von künstlichen Menschen aus dem Labor also plötzlich einen grossen Schritt nähergekommen? Nein, glaubt ein Experte.

DNA-Experte Anton Wutz von der ETH Zürich sagt zu Nau.ch: «Menschen aus Zellen im Labor herzustellen ist für mich grundsätzlich nicht vertretbar und erscheint auch unsinnig.»

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Der israelische Stammzellforscher Jacob Hanna und sein Team haben zuvor erstmals einen künstlichen Maus-Embryo hergestellt.
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Dass auch bald Menschen im Labor gezüchtet werden, glaubt Anton Wutz von der ETH Zürich nicht.
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Die Forschenden haben die Maus komplett künstlich gezüchtet. (Symbolbild)

Die britische Studie sei aber für die Entwicklung von Zellen und Geweben aus Stammzellen «sehr bedeutend». Wutz: «Ich denke, vor einem Jahr wären solche Ergebnisse noch als unwahrscheinlich oder unmöglich erschienen.»

Durchbruch für Transplantations-Organe?

Die Aufregung in der Transplantationsmedizin ist also gerechtfertigt, so Wutz. Und das, obwohl in den künstlichen Maus-Embryonen ohne Niere, Lunge oder Leber noch nichts «Transplantierbares» vorhanden ist.

Der Experte freut sich: «Vielleicht zeichnet sich derzeit ein bedeutender Durchbruch in der Zell- und Entwicklungsbiologie ab.» Damit könnte es bald unerwartete und neue Möglichkeiten geben, Transplantate aus Stammzellen zu gewinnen.

Glauben Sie, wir züchten eines Tages menschliche Organe im Labor?

Allerdings sei die Entwicklungs- und Zellbiologie von Mäusen schon sehr gut erforscht. «Beim Menschen wird man auf einige bedeutende Unterschiede stossen.» Das werde eine Übertragung der Methodik von Maus-Embryonen schwierig machen.

Es sei noch unklar, ob das Verfahren tatsächlich so weit weiterentwickelt werden kann, um die Brücke zur Transplantationsmedizin zu schliessen. Aber: «Die Hoffnung wird durch die Studie sicherlich gestärkt.»

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