Einer Studie zufolge ist die Zusammensetzung der Baumarten in 45 Prozent der Schweizer Wäldern unnatürlich. Das macht sie anfälliger für Schädlinge.
Die Wälder im Mittelland - wie hier in Zofingen - werden von Nadelbäumen dominiert. (Archivbild)
Die Wälder im Mittelland - wie hier in Zofingen - werden von Nadelbäumen dominiert. (Archivbild) - sda - Keystone/GAETAN BALLY
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zusammensetzung der Baumarten ist in 45 Prozent der Schweizer Wälder unnatürlich.
  • Das macht sie anfälliger für Schädlinge und Stürme.
  • Dies zeigt eine neue Studie im Fachblatt «Forest Ecology and Management».

Die Zusammensetzung der Baumarten ist in 45 Prozent der Wälder in der Schweiz unnatürlich. Das macht sie anfälliger für Schädlinge und Stürme, wie eine neue Studie im Fachblatt «Forest Ecology and Management» zeigt.

Den höchsten Anteil an unnatürlichen Wäldern fanden die Forscherinnen und Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) im Mittelland.

«Von Natur aus würde das Mittelland von Laubwäldern dominiert», erklärte der Erstautor der Studie, Daniel Scherrer, am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Seit dem 19. Jahrhundert wurden im Zuge der Holzproduktion aber im grossen Stil Nadelhölzer, hauptsächlich Fichten, angepflanzt.

Der höchste Anteil natürlicher Wälder in der Schweiz ist in Höhenlagen zwischen 1400 und 1700 Metern über Meer zu finden. Dort dominieren die beiden wirtschaftlich wichtigsten Nadelbäume – Fichten und Weisstannen – von Natur aus die Bestände.

«Natürliche» Wälder deutlich weniger störanfällig

Die als «natürlich» eingestuften Wälder waren dabei deutlich weniger störanfällig als die «unnatürlichen». Besonders störanfällig sind den Angaben zufolge die Fichtenwälder im Mittelland. Da Fichten natürlicherweise nicht in so tiefen Lagen wie dem Mittelland vorkommen, macht ihnen die Hitze mehr zu schaffen als anderen Baumarten.

«Borkenkäfer befallen die bereits gestressten Bäume sehr erfolgreich», erklärte Scherrer. Zudem profitieren die Schädlinge laut der Studie von den warmen Tieflandbedingungen, die mehrere Insektengenerationen pro Jahr ermöglichen.

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Waldstück mit Strasse (Symbolbild) - AFP/Archiv

Mit der Klimaerwärmung werde dieser Stress bei den Fichten noch zunehmen, hiess es. Es sei deshalb wichtig, die Wälder wieder natürlicher zu gestalten. «Dieser Wandel ist durchaus schon im Gang», sagte Scherrer. Die historischen Fichtenaufforstungen werden langsam wieder in Laubwälder umgewandelt.

Aufgrund der Langlebigkeit der Bäume und des langsamen Regenerationsprozesses dauert dies jedoch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. Zudem werden Fichten auch heute noch genutzt. Die Fichte ist nach wie vor die wichtigste Holzart in der Schweiz.

Der Anteil natürlicher oder naturnaher Wälder war in der Schweiz laut der Studie mit insgesamt 43 Prozent leicht höher als der Anteil in Deutschland (36 Prozent) oder in Österreich (25 Prozent).

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