Berner Drogenpolitik: Wer ist bloss zuständig für dieses Bus-Bänkli?
Am Eigerplatz in Bern treffen wartende Fahrgäste, Familien und drogenabhängige Menschen auf engem Raum aufeinander. Wer ist zuständig dafür, dass es klappt?

Das Wichtigste in Kürze
- An der Bushaltestelle am Eigerplatz werden regelmässig Drogen konsumiert.
- In der Nähe ist mit «Contact» eine Anlaufstelle für suchtmittelabhängige Menschen.
- Die Kantonspolizei Bern führe an der Haltestelle regelmässig Kontrollen durch.
Wer in Bern über Drogenpolitik und Randständige berichtet, bewegt sich schnell auf heissem Pflaster. Wir wagen dennoch einen Blick auf eine Situation am Eigerplatz – ohne Schuldzuweisungen – und mit Fokus auf Fakten.
Am Eigerplatz befindet sich eine gut frequentierte Bushaltestelle. Die dortige Sitzbank in Richtung Bahnhof wird nicht nur von wartenden Fahrgästen genutzt.
Auch drogenabhängige Menschen, die in der nahegelegenen Anlaufstelle «Contact» Unterstützung finden, halten sich dort täglich auf.
Beobachtungen zeigen, dass die Bank bereits in den frühen Morgenstunden von Personen besetzt ist. Oftmals wird gekifft, teilweise werden auch andere Drogen offen konsumiert. Leserbilder liegen der Redaktion vor.
Gleichzeitig nutzen Familien mit Kindern die Haltestelle, was zu Irritationen führt.
Spannend also die Frage, wer für die Sitzbank und deren Nutzung verantwortlich ist – und wie der öffentliche Raum an diesem zentralen Verkehrsknotenpunkt gestaltet ist.
Contact verweist an Bernmobil und die Stadt Bern
Wir fragen nach bei «Contact». Die Antwort: «Vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich des beobachteten Drogenkonsums an den Haltestellen von Bernmobil. Zu Ihren beiden Fragen können wir keine Stellung nehmen. Wenden Sie sich hierfür bitte entweder an die Stadt Bern oder an die Medienstelle von Bernmobil.»

Bernmobil verweist an die Stadt Bern
Wir wenden uns an Bernmobil. «Die Haltestelle Eigerplatz befindet sich im Eigentum der Stadt Bern und gehört zum öffentlichen Raum. Daher bitten wir Sie, sich an die zuständigen Stellen der Stadt Bern zu wenden», heisst es dort.
Stadt Bern verweist an die Kantonspolizei
Also wenden wir uns an die Stadt Bern. Diese teilt uns mit. «Wahrscheinlich müssten Sie sich mit Ihren Fragen an Bernmobil oder an die Kantonspolizei wenden. Da die Substanzen an sich illegal sind, gehen wir davon aus, dass der Konsum weder im Bus noch an den Haltestellen erlaubt ist. Die Details zum Umgang müssten Sie aber bei den genannten Stellen in Erfahrung bringen.»
Beim vierten Versuch klappt es!
Wir drehen uns offenbar im Kreis. Licht ins Dunkel bringt mit Lisa Schneeberger die Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern.
Für die Einhaltung der Regeln in und an den Anlagen des öffentlichen Verkehrs sei in erster Linie die Polizei zuständig.
Schneeberger schreibt: «Die Kapo Bern führt im Rahmen ihrer ordentlichen Patrouillentätigkeit sowie in enger Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen regelmässige Kontrollen im öffentlichen Raum durch, darunter auch an Verkehrsknotenpunkten wie dem Eigerplatz. Bei Feststellung von Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz schreiten wir konsequent ein – dies umfasst sowohl die Anzeigeerstattung, wie auch polizeiliche Sofortmassnahmen.»
Gleichzeitig stehe die Kantonspolizei im Austausch mit Bernmobil sowie mit sozialen Institutionen, in diesem Fall mit der Stiftung «Contact», «um auf suchtspezifische Problematiken angemessen reagieren zu können».